Lexikon der Religionen:

Ayodhya

Heiliger Geburtsort von Rama – und Konfliktherd

Ayodhya ist eine kleine Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh und gilt mit einer Anzahl wichtiger Tempel als einer der bedeutendsten hinduistischen Wallfahrtsorte. Ayodhya war Hauptstadt des historischen Reiches Koshala, das in der Mythologie, besonders im Epos „Ramayana“, eine große Rolle spielt. Hier soll nach hinduistischer Überlieferung vor mehreren Tausend Jahren der Prinz Rama geboren worden sein, die siebente Inkarnation von Vishnu und im heutigen Religionsleben eine der am meisten verehrten Gottheiten. Die Stadt gilt als Gründung des legendären Gesetzgebers Manu, und viele bedeutende Heilige sind mit ihr verbunden. Der Name von Ayodhya wird in frühesten Schriften erwähnt, der „Arthavaveda“ etwa nennt sie „eine Stadt, von Göttern begründet“.

Politische Auseinandersetzungen in den 1990-er-Jahren

1992 kam es in Ayodhya zu folgenschweren, gewalttätigen Konflikten. Auf dem Grund des vermuteten Geburtsplatzes von Rama soll ursprünglich ein Ramatempel gestanden haben, der von islamischen Eroberern zerstört worden war. Stattdessen ließ Babur, der erste Mogul-Herrscher in Indien, 1527 an dieser Stelle eine große Moschee errichten. 1989 wurde auf dem Grundstück das Fundament zu einem neuen Tempel, dem Ram-Janmabhumi-Tempel, gelegt, hinduistische Gottesdienste wurden abgehalten.

Durch die Agitation von politischen Parteien trafen am 6. Dezember 1992 mehr als 100.000 militante Hindus in Ayodhya ein, stürmten das Gebäude und zerstörten es systematisch. Im Anschluss kam es in vielen großen Städten in ganz Indien zu Massakern an der Bevölkerung. Bis heute dauern die politischen Auseinandersetzungen um das Thema an.

Übersichtsartikel zum Hinduismus

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: