Lexikon der Religionen:

Wudu’

Kleine rituelle Waschung im Islam

Vor jedem Gebet („Salat“) nehmen Muslime eine kleine rituelle Waschung („Wudu’“) vor Gebet vor, um sich in den Zustand ritueller Reinheit zu versetzen. Ohne rituelle Reinheit ist das Gebet ungültig. Diese Wudu’ folgt einem festgelegten immergleichen Ablauf, der sich je nach Auslegung der unterschiedlichen Rechtsschulen unterscheidet.

Ein Muslim vollzieht die rituelle Waschung.

Reuters/Fayaz Kabli

Vor jedem Gebet müssen Muslime die rituelle Waschung vollziehen.

Bei allen gilt, dass Wudu’ in absichtsvoller Haltung („Niyya“) durchgeführt werden muss. Nach der Gebetsformel „Bi-smi llahi r-rahmani r-rahim“ (Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes, Übers. n. Paret) werden in bestimmter Reihenfolge Hände, Mundhöhle, Nase, Unterarme, Ohren und Füße gewaschen. Für die kleinen rituellen Waschungen gibt es in jeder Moschee Brunnen mit Fließwasser. In Ausnahmesituationen, beispielsweise in der Wüste, kann Wudu’ auch durch „Tajamum“ (Waschung mit Sand) ersetzt werden.

Brunnen zur rituellen Reinigung in der "Yeni Cami" in Istanbul

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Brunnen mit Fließwasser für die rituelle Waschung gibt es bei jeder Moschee.

Kleine Unreinheiten erwirbt man bespielsweise durch Kontakt mit Kot, Urin und Blut. Auch die Kleidung muss beim Gebet frei von solchen Spuren sein. Aus diesem Grund ziehen viele Muslime nach dem Toilettegang die Reinigung mit frischem Wasser statt mit Klopapier vor.

„Ghusl“ , die große rituelle Waschung

Geschlechtsverkehr und Monatsblutung verursachen eine große Unreinheit, die nur mit einer großen Waschung („Ghusl“) beseitigt werden kann. Auch vor dem Besuch des Freitagsgebets ist Ghusl üblich. Dazu werden die verunreinigten Körperteile gründlich gewaschen und danach Kopf und gesamter Körper mit Wasser drei Mal übergossen. Keine Körperstelle darf bei der Ghusl trocken bleiben. Auch wenn die meisten heute ihre private Dusche für die große rituelle Waschung nutzen, ist durch die Reinheitsvorschriften im Lauf der Geschichte eine augeprägte Badekultur mit teils aufwändig gestalteten „Hammams“ entstanden.

Übersichtsartikel zum Islam

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: