Lexikon der Religionen:

Bodhgaya

Die heiligste Stätte des Buddhismus

Bodhgaya ist laut buddhistischer Tradition der Ort, an dem Buddha Erleuchtung erlangt hat. Bodhgaya liegt im heutigen indischen Bundesstaat Bihar im Distrikt Gaya und hieß früher Uruvela. Nachdem Buddha nach jahrelang erfolglos praktizierter Askese diese schließlich aufgegeben hatte, ließ er sich unter einem Bodhi-Baum (botanisch: „ficus religiosa“) nieder. Er schwor sich, erst wieder aufzustehen, wenn er die endgültige Befreiung erlangt hätte. Es gelang, und Buddha verweilte noch sieben Wochen an dem Ort seines Erwachens.

Der den Buddhisten heilige Bodhi-Baum

Reuters/Desmond Boylan

Der heilige Bodhi-Baum beim Mahabodhi-Tempel in Bodhigaya

Geschichte des Mahabodhi-Tempel

Die Stelle, an der Buddha unter dem Bodhibaum meditiert haben soll, und die Wege, die er gegangen sein soll, wurden bald ebenso wie der Baum verehrt. Der Bodhi-Baum ist eines der ältesten Symbole für die Erleuchtung von Buddha. Heute steht an diesem Platz der Mahabodhi-Tempel, der in der buddhistischen Literatur vielfach als Nabel der Welt bezeichnet wird.

Schon in der Zeit des altindischen König Ashoka (304 bis 232 v. Chr.) wurde der Ort verehrt und Wallfahrten zum Bodhi-Baum unternommen. Etwa im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde an dieser Stelle ein Tempel errichtet, der im Lauf der Geschichte jedoch immer wieder zerstört und neu aufgebaut wurde. Mit der Errichtung des Mogulreiches und der Wiedererstarkung des Hinduismus ab dem 12. Jahrhundert verfiel der Tempel zusehends.

Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurde dem burmesischen König von der britischen Regierung gestattet, den Mahabodhi-Tempel wiederherzustellen, wobei viel von der historischen Substanz zerstört wurde. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde unter der Leitung des britischen Archäologen Sir Alexander Cunningham eine professionelle Ausgrabung auf Kosten der britischen Regierung durchgeführt.

1891 kam der srilankesische Buddhist Anagarika Dharmapala nach Bodhgaya, um den Ort der Erleuchtung zu verehren. Von den dortigen Zuständen schockiert, fasste er den Entschluss, Bodhgaya wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Unter großem Aufwand bemühte er sich um die heilige Stätte und gründete die „Maha Bodhi Society“. Dharmapalas Absicht war es, sowohl den Ort der heiligen Stätten des Buddhismus zu restaurieren, als auch den Buddhismus in Indien wieder zu beleben. Die „Maha Bodhi Society“ existiert bis heute.

Bodhgaya heute

Seit den 1950er Jahren ist Bodhgaya ein internationales Pilgerzentrum. Buddhistische Pilger aus der ganzen Welt erweisen dem Ort, an dem nach ihrem Glauben Buddha erwachte, Respekt, indem sie sich niederwerfen oder den Tempel im Uhrzeigersinn umrunden. Viele buddhistische Richtungen existieren dort nebeneinander und haben Tempel im Stil ihrer Herkunftsländer errichtet. Die ganze buddhistische Welt blickt auf diesen Ort, der seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Übersichtsartikel zum Buddhismus

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

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