Lexikon der Religionen:

Albigenser

Christliche Glaubensbewegung im Mittelalter

Nach der französischen Stadt Albi genannte Gruppe der Katharer, die sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit der Duldung des Grafen von Toulouse in Südfrankreich verbreitet hatten. Die Katharer (die Reinen), woraus sich das Wort „Ketzer“ ableitet, folgten einer Lehre, die seit dem 10. Jahrhundert über Wanderprediger aus dem Balkan gekommen war; sie selbst nannten sich „bonshommes“ (gute Menschen).

Ablehnung des Alten Testaments

Dahinter standen die Bogomilen (Freunde Gottes), die ein manichäisch-gnostisches Weltbild vertraten mit einem radikalen Dualismus: Der Perser Mani (gest. 277 n. Chr.) sowie auch die Gnosis sahen die Welt zwischen Gut und Böse zweigeteilt; ein Lichtgott stehe einem Ungott der Finsternis gegenüber, der die materielle Welt erschaffen und dem Bösen ausgeliefert habe und mit dem Gott des Alten Testaments identisch sei. Deshalb lehnten die Katharer das Alte Testament ab und traten zudem für die Abschaffung von Ehe, Eid und Kriegsdienst ein. Die Befreiung aus der materiellen Welt sei nur durch strenge Askese zu erreichen, damit die Seele zum Lichtgott zurückkehren könne.

Das imponierte auch christlichen Gruppen (sogar Augustinus war jahrelang Hörer einer christlich-manichäischen Gruppe), obwohl schon die Gesetzgebung der antiken Kaiser den Manichäismus als Häresie und seine Anhänger zu Staatsfeinden erklärt hatte; etwa 500 Jahre lang kämpfte die Kirche gegen die Gnosis.

Macht der Albigenser im 13. Jahrhundert gebrochen

Als die Bekehrungsversuche der Albigenser/Katharer durch die Kirche erfolglos verliefen, und die Ermordung eines päpstlichen Legaten den Albigensern angelastet wurde, rief Papst Innozenz III. (1198 bis 1216) zum „Kreuzzug gegen die Albigenser“ auf - siehe dazu auch den Eintrag Kreuzzüge. In die grausamen Albigenserkriege (1209-1229) wurden zum Teil auch die Waldenser hineingezogen, die wenige Jahrzehnte davor ebenfalls in Südfrankreich tätig waren. Der französische König und nordfranzösische Grafen machten sich die Verfolgung der Albigenser zunutze, um sich südfranzösische Territorien anzueignen. Es dauerte noch das ganze 13. Jahrhundert hindurch, bis die Macht der Albigenser auch im Untergrund gebrochen war.

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