Lexikon der Religionen:

Gegenreformation

Teils gewaltsames Zurückdrängen des Protestantismus

Die römische Kirche versuchte zunächst mit der Reformation des Martin Luther so umzugehen, wie sie es seit Jahrhunderten gewohnt war: Wer von der Lehre abwich, musste widerrufen und im Fall der Weigerung exkommuniziert oder auch hingerichtet werden. Seit Kaiser Theodosius I (347 bis 395) im Jahr 380 das Christentum zur Staatsreligion erklärt hatte, galten Abweichler als Hochverräter; ein Reich konnte nur eine Religion haben.

Kurfürst Friedrich rettete Luther auf die Wartburg

Aber Luther weigerte sich auf dem Reichstag zu Augsburg im Oktober 1518 zu widerrufen, und Kurfürst Friedrich der Weise schützte ihn vor einer Auslieferung. Nach weiteren Disputationen wurde er 1521 mit einer päpstlichen Bannbulle exkommuniziert. Luther zerriss die Bulle. Seine Schriften verbreitete sich dank des neuen Buchdrucks in hohen Auflagen und Übersetzungen in ganz Europa.

Noch einmal legte er seine Thesen 1521 auf dem Reichstag zu Worm dar und weigerte sich zu widerrufen. Daraufhin wurde die Reichsacht über ihn verhängt. Mit einem fingierten Überfall rettet Kurfürst Friedrich ihn und brachte ihn auf die Wartburg, wo er den nächsten Jahren die Bibel ins Deutsche übersetzte.

Zerfall des Kaiserreichs drohte

Die Reformation wurde zunehmend von zahlreichen deutschen Fürsten unterstützt. Damit stand Kaiser Karl V. vor dem Problem, dass das Reich zerfallen würde, wollte man daran festhalten, dass darin nur eine Religion anerkannt sein darf. So erlangte die Reformation eine politische Dimension.

Mehrere Reichstage und Religionsgespräche konnten die Einheit nicht wiederherstellen, aber das bis dahin gültige Recht, wonach Ketzerei verurteilt und bestraft werden musste, war nicht mehr durchsetzbar. Den Kompromiss lieferte der Augsburger Religionsfriede von 1555: Mit der Formel „cuius regio, eius religio“ wurde die Einheit von Reich und Religion auf die einzelnen Herrschaftsgebiete reduziert. Der Landesherr konnte bestimmen, welche Religion seine Untertanen haben müssen, Andersgläubige wurden zwar nicht mehr bestraft, mussten aber auswandern oder wurden vertrieben.

Kompromissbereitschaft mit politischem Hintergrund

Das Konzil von Trient, das 1563 endete, nahm gegen protestantische Lehren Stellung, fixierte die traditionelle Theologie und beschloss katholische Reformen zur Seelsorge und zur Priesterausbildung, war aber nicht fähig, die religiöse Einheit wiederherzustellen. Die zunächst eingeladenen Vertreter der Reformation hatten abgelehnt – das Misstrauen war bereits zu groß geworden.

Der Nachfolger Karls V., Ferdinand I., versuchte, den Protestanten durch Kompromisse entgegenzukommen und erreichte die kirchliche Erlaubnis, die Kommunion auch an Laien mit Brot und Wein (Laienkelch) zu geben. Auch seine Nachfolger Maximilian II. und Rudolf II. waren immer wieder zu Kompromissen mit der „Augsburger Religion“ bereit, weil sie auch die protestantischen Reichsstände im Kampf gegen die Türken brauchten.

Gegenrefromation und 30-jähriger Krieg

Ab 1596 mit Erzherzog Ferdinand III. wurde die Gegenreformation jedoch zunächst in Innerösterreich scharf durchgezogen. Evangelische Prediger wurden vertrieben, Gotteshäuser geschlossen oder zerstört, der katholische Gottesdienst vorgeschrieben, deutschsprachige Bibeln konfisziert. Frühere, teils verbriefte Zugeständnisse, blieben unbeachtet. Insbesondere der neu gegründete Orden der Jesuiten unterstützte durch Predigt und Schulgründungen den katholischen Kurs, der sich nun auf die theologische Rechtfertigung des Trienter Konzils berufen konnte.

Ab 1618 begann in mehreren Etappen der 30-jährige Krieg, in dem sowohl religiöse als auch politischen Gegensätzen ausgetragen wurden. 1620 schlugen die katholischen Habsburger eine protestantische Koalition in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Mit der Hinrichtung der führenden protestantischen Aristokraten erreichte die Gegenreformation einen Höhepunkt. Der Westfälische Frieden von 1648 war das Ergebnis einer totalen Erschöpfung: Von 18 Millionen Menschen im deutschen Reich waren nur mehr 7 Millionen am Leben. Die Formel „cuius regio, eius religio“ wurde wieder aufgegriffen und erlaubte insbesondere den Habsburgern die weitere Re-Katholisierung ihrer Herrschaftsgebiete.

Vertreibung von Evangelischen

Gegenreformatorische Maßnahmen kamen in Ungarn weniger konsequent zum Tragen, weil die lokalen protestantischen Fürsten zur Abwehr der Türken unentbehrlich waren. Aber auch nach der Türkenbelagerung Wiens von 1683 wurden Evangelische aus den Bereich des heutigen Österreich vertrieben: 1731 aus dem Fürsterzbistum Salzburg und trotz des Toleranzedikts von Joseph II. noch 1837 aus dem Zillertal. Reste des Geheimprotestantismus haben sich in Österreich gehalten. Die enge gegenreformatorische Verbindung von römisch-katholische Kirche und staatlicher Autorität charakterisierte Mentalität und Politik Österreichs bis zum Anschluss von 1938.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: