Lexikon der Religionen:

Martinstag

Gedenktag an den christlichen Heiligen Martin von Tours

Viele Christen feiern am elften November das Fest des heiligen Martin. Mit dem Martinitag ist eine Fülle von Bräuchen verbunden, wobei die Laternenumzüge auf einen anderen Martin Bezug nehmen.

Martin von Tours, der Namenspatron der „Ganslessen“ am elften November, wurde im Jahr 316 in der im heutigen Ungarn gelegenen Stadt Sabaria geboren. In zahlreichen Pfarren finden auch am Vorabend des elften November Martinsumzüge statt, bei denen Kinder Laternen und Lampions tragen. Dieser Lichterbrauch geht allerdings auf die Bedeutung Martin Luthers zurück, dessen Geburtstag am zehnten November im deutschen Thüringen mit Laternen gedacht wurde.

In den katholischen, evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen ist der Gedenktag an Martin von Tours am elften November, die armenische und koptische Kirche begeht den Tag am fünften, beziehungsweise zehnten November. Der Name Martin bedeutet „dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht“.

Darstellung des Heiligen Martin in der Kirche St. Martin an der Raab im Burgenland

Rupprecht@kathbild.at

Martin beim Teilen seines Mantels mit einem Frierenden. Darstellung aus St. Martin an der Raab im Burgenland

Bischof wider Willen

Als Sohn eines römischen Tribuns trat Martin, der spätere Bischof von Tours, auf Wunsch seines Vaters in die Armee ein. Mit 18 teilte Martin - so erzählt die Legende - seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Häufig wird er auch so dargestellt. Kurze Zeit später empfing der nach Gallien zurückgekehrte Soldat in Amiens die Taufe, quittierte seinen Dienst und wurde zunächst Missionar. 371 wurde Martin - angeblich gegen seinen Willen - zum Bischof von Tours an der Loire gewählt.

Mit dem Ereignis seiner Wahl verbindet sich die Erzählung, er habe sich in einem Gänsestall versteckt, um einer möglichen Wahl zu entgehen. Durch das Geschnatter der Vögel sei jedoch sein Aufenthalt verraten worden. Diese Darstellung wird auch gerne von Kinderspielgruppen aufgeführt. Einer anderen Legende nach watschelte eine Gänseschar in einen Gottesdienst, als Martin predigte. Darauf hin wurden sie gefangen und später als Gänsebraten verzehrt, wovon sich das „Martiniganslessen“ ableiten lässt.

Gänse im Gänsemarsch

APA/Robert Jäger

Die Gans ist symbolisch eng mit dem Heiligen Martin verbunden

Erster heiliger Nicht-Märtyrer

Der Überlieferung nach muss Martin ein überzeugender und glaubwürdiger Bischof gewesen sein. Er wusste Gebet, Seelsorge und Caritas zu verbinden und lebte streng asketisch, was ihm auch Kritik einbrachte. Martin starb während einer Missionsreise am 8. November 397 in Candes, einer Pfarrei seines Bistums im heutigen Frankreich.

Bereits mit seinem Tod begann überraschend eine Welle der Verehrung, weshalb Bischof Martin unter den Heiligen eine Sonderrolle eingeräumt wurde. Er ist der erste christliche Heilige, der als Nicht-Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Außerdem stieg er im Frankenreich unter König Chlodwig (481 - 511) zum „Nationalheiligen“ auf. Über viele Jahrhunderte hinweg stellte der Martinstag eine wichtige Markierung dar. So ist er Winteranfang und Jahresbeginn gewesen, an dem Zins- und Pachtzahlungen fällig waren. Allein in Kärnten sind 44 Kirchen dem heiligen Martin geweiht.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: