„Bet’, Kinderl, bet’! Morgen kommt der Schwed’...“

Wie Gustav Adolf den deutschen Protestantismus gerettet hat: Und wie der Schwedenkönig vom Schrecken Europas zum Helden der Reformation wurde.

Wenn eine evangelische Kirche drei Fenster hat, so heißt es, dann ist auf einem Martin Luther, der Reformator, zu sehen, auf dem zweiten der Dichter Paul Gerhardt – und auf dem dritten der Schwedenkönig Gustav Adolf. Durch sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg hat dieser den Untergang des deutschen Protestantismus abgewendet – und Schweden bis ins 18. Jahrhundert hinein als europäische Großmacht etabliert.

Kinderreim, Novelle und Kinofilm

Ein kulturhistorischer Streifzug durch die nach ihm benannte Kirche in Wien-Gumpendorf verrät aber auch viel über die Geschichte der Evangelischen in Österreich. So hat sie keinen Turm und keine Glocken – weil bis 1861 beides den Evangelischen verboten war.

Memo
Donnerstag, 19.6.2014, 19.05 Uhr, Ö1

Die Heere Gustav Adolfs verbreiteten im 17. Jahrhundert Angst und Schrecken im ganzen „Heiligen Römischen Reich“ – egal ob in katholischen oder evangelischen Landen. Lebendig blieb die Erinnerung daran lange Zeit auch im Kinderreim: „Bet‘, Kinderl, bet‘! Morgen kommt der Schwed‘ …“ Seinen Tod in der Schlacht bei Lützen 1632 bildet den tragischen Schlusspunkt der Novelle „Gustav Adolfs Page“ von Conrad Ferdinand Meyer – in einem Film aus dem Jahr 1960 zu Herzen gehend dargestellt von Liselotte Pulver und Curd Jürgens.

Gustav-Adolf-Feste und Gustav-Adolf-Vereine

Im 19. Jahrhundert war der Schwedenkönig dann (historisch verspätet) zu einer evangelischen Symbolfigur, zu einem Helden der Reformation, stilisiert worden. In Deutschland wurden „Gustav-Adolf-Vereine“ gegründet – um bedrängten evangelischen Brüdern und Schwestern in der Diaspora helfen zu können. Ohne ihre Unterstützung wäre der Aufbau der evangelischen Kirche in Österreich nie möglich gewesen – was ebenfalls an der Kirche in Wien-Gumpendorf ablesbar ist.

Aus dem 19. Jahrhundert stammt auch die Tradition, am katholischen Fronleichnamstag eigene Gustav-Adolf-Feste zu veranstalten.

Regelrecht verehrt wird der Schwedenkönig in der evangelischen Kirche schon lange nicht mehr. Lebendig ist allerdings noch die Tradition der Gustav-Adolf-Feste. Und die Gustav-Adolf-Vereine sind auch noch höchst aktiv. Ihre Hilfe ist mittlerweile international und keineswegs auf den evangelischen Bereich beschränkt.

Gestaltung: Markus Veinfurter

Memo 19.6. zum Nachhören:

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