„Blut, Knochen und Kreuzessplitter“

Reliquienkult und Reliquienhandel: Er gilt als erster Märtyrer oder auch Erzmärtyrer des Christentums, der Heilige Stephanus, dessen Gedenktag am 26. Dezember begangen wird.

Seit 560 n. Chr. sollen sich seine Reliquien in der Krypta von San Lorenzo fuori le mura in Rom befinden. Reliquien sind sogenannte Überbleibsel, „heilige“ Spuren, die manchen Gläubigen bis heute wichtig sind: ein Knochensplitter vom Heiligen Florian, ein Stück Stoff vom Gewand der Seligen Schwester Restituta, oder gar ein Splitter vom Kreuz, an dem Jesus gestorben ist.

Memo
Samstag, 26.12.2015, 19.05 Uhr, Ö1

Ein Stück eines verstorbenen Heiligen oder Seligen zu haben, oder zumindest etwas, mit dem er Kontakt hatte, galt über Jahrhunderte als etwas ganz Wertvolles. Nicht im materiellen Sinn, sondern im Sinn der physischen Präsenz des Heiligen. Und da dieser Heilige nach der Vorstellung ganz nahe bei Gott war, war die Reliquie auch ein direkter Draht zu Gott. Reliquien von Heiligen wurden nicht nur in Kirchen gesammelt und den Gläubigen präsentiert. Sie gehörten auch zu gefragten Objekten in Herrscherhäusern. Kaum eine Schatzkammer ohne eine Reliquie. Reliquien sind auch getauscht worden oder sie waren Gastgeschenke. Und kaum eine Kirche ohne eine Reliquie. Sind doch viele Kathedralen erst durch die dortigen Reliquien zu solchen geworden.

Lange Zeit war der Reliquienkult sehr verbreitet im Alltag - und auch umstritten. Martin Luther war einer der schärfsten Kritiker des ausufernden Reliquienkults seiner Zeit. Doch hat die katholische Kirche den Reliquienkult gefördert. Und das bis heute. Zu den bekanntesten Reliquien unserer Zeit gehören die Blutreliquien von Johannes Paul II., von denen es welche in Rom, in Krakau und in Köln gibt. Memo begibt sich auf - im wahrsten Sinne - „Spuren“-Suche.

Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Memo 26.12.2015 zum Nachhören:

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