Der letzte Pfarrer der Siebenbürger-Sachsen

Themen: Interview mit Pfarrer Eginald Schlattner; Warum sich das Christentum ausgebreitet hat

Rumänien: Der letzte Pfarrer der Siebenbürger-Sachsen

Von Bram Stoker bis zur „Rocky Horror Picture Show“: „Transsilvanien“ ist als Heimat von Graf Dracula - dem Urvater aller Vampire - tief in der modernen Popkultur verankert.

Siebenbürger Sachsen Pfarrer Eginald Schlattner Rumänien

ORF/Maria Harmer

Eginald Schlattner im Wohnzimmer seines Pfarrhofes

Es geht um „Siebenbürgen“ genannt, auf Ungarisch: Erdèly. Bis heute wird dort in manchen Regionen mehrheitlich ungarisch gesprochen - besonders im Nordosten, dem Szeklerland, das heute auch wieder nach politischer Autonomie strebt. 850 Jahre lang wurde das Land aber auch von einer deutsch-sprachigen Volksgruppe wesentlich geprägt - von den Siebenbürger Sachsen. Genau genommen kamen sie zwar aus dem Gebiet zwischen Mosel und Mittelrhein bis zum Niederrhein und Flandern - aber im Früh- und Hochmittelalter wurden Deutsche oft noch ganz allgemein als „Sachsen“ bezeichnet.

Sich der Vergangenheit bewusst sein:
Bundesverband der Siebenbürger-Sachsen in Österreich

Im Lauf der Reformation wurden die Siebenbürger-Sachsen dann protestantisch. Viele aus katholischen Gebieten vertriebene evangelische Christinnen und Christen fanden in Siebenbürgen eine neue Heimat - wie beispielsweise die sogenannten „Landler“ aus Österreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dann der deutschen Volksgruppe mit brutalen Mitteln ein Ende bereitet - von simpler Diskriminierung bis zur Deportation.

Die deutsche Bundesregierung begann die Deutschen regelrecht „freizukaufen“. Heute leben nur noch ganz wenige Siebenbürger Sachsen in den einstmals deutsch-geprägten Ortschaften. Einige der Wehrkirchen und Kirchenburgen wurden zu UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, aber die evangelischen Kirchengemeinden werden immer kleiner.

Rumänien Siebenbürgen Hauptstraße Nou

ORF/Maria Harmer

Hauptstraße von Nou

Maria Harmer hat sich im heutigen Rumänien auf Spurensuche begeben – und dabei auch den wohl letzten evangelisch-lutherischen Pfarrer der Siebenbürger-Sachsen getroffen.

Lernen aus der Anfangsphase – Warum sich das Christentum so rasant ausgebreitet hat

Wirtschaftskrise, Zusammenbruch des bisherigen Solidaritätsgefühls, Migrationsbewegungen. Naheliegend, bei diesen Schlagworten an die Beschreibung der gegenwärtigen, globalen Situation zu denken. Doch auch vor circa 1900 bis 2000 Jahren folgte eine Krise auf die andere. In dieser Zeit ist das Christentum entstanden - eine damals neue Religion - und hat sich unglaublich schnell ausgebreitet.

Der evangelische Theologe und Kirchenhistoriker Christoph Markschies setzt sich seit Jahrzehnten unter anderem mit der Frage auseinander, was das spätantike Christentum, das sogenannte Urchristentum, so attraktiv gemacht hat. Markschies gilt als einer der renommiertesten Forscher in diesem Bereich. Das heutige Christentum, ist er überzeugt, könne von seinen frühen Wegbereiterinnen und Wegbereitern so einiges lernen. – Gestaltung: Kerstin Tretina

Moderation: Martin Gross

Motive 9.10.2016 zum Nachhören:

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Literaturhinweise:

  • Eginald Schlattner, „Der geköpfte Hahn“, Paul Zsolnay Verlag
  • Eginald Schlattner, „A fejvesztett kakas“, Koinónia Verlag
  • Eginald Schlattner, „Rote Handschuhe“, Paul Zsolnay Verlag
  • Eginald Schlattner, „Das Klavier im Nebel“, Paul Zsolnay Verlag
  • Eginald Schlattner, „Ach Deutschland. Abschied“. In: Schweeger, Elisabeth & Witt, Eberhard (Hgg.): Ach Deutschland! Belville, München 2000
  • Eginald Schlattner, „Odem. Kritische Edition“. Herausgegeben von Michaela Nowotnick. Schiller Verlag
  • Eginald Schlattner, „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“. Herausgegeben von Michaela Nowotnick. Schiller Verlag