„Von der Sehnsucht ganz zu sein“

Spiritualität als globales Phänomen: Das Thema Spiritualität ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Nachdem spirituelle Erfahrungen auch neurophysiologisch untersucht und vermessen werden, hat die lange unter Esoterik-Verdacht stehende Spiritualität Einzug gehalten in die kulturellen und wissenschaftlichen Diskurse.

Moderne Zeitgenossen versuchen damit zu einer Lebensform zu kommen, die in den Wirren und Tiefen des Lebens heilsam ist, die Orientierung gibt und die dem eigenen Dasein ein Gefühl des Ganzseins verleiht.

„Integrale Spiritualität“

Im Westen lässt sich davon nicht im Singular sprechen, denn hier finden sich viele unterschiedliche Spiritualitäten mit ganz individuellen Zügen. War früher Mystik und Spiritualität klar an ein Religionssystem gekoppelt, vermischen die modernen Sinnsucher heute oft verschiedene Traditionen zu einer „Patchwork-Spiritualität“. In der Postmoderne finden sich daher Yogis, die keine Hindus sind, Sufis, die keine Muslime, Kaballah-Interessierte, die keine Juden sind und atheistische Spirituelle, die überhaupt nicht an Gott glauben. Auch christliche Spiritualität wird oft und gerade fernab des kirchlichen Alltags wieder neu entdeckt. Manchmal wird Spiritualität auch in die Erfolgsmaximen des gesellschaftlichen Mainstreams eingebettet, obwohl sie gerade nichts mit Leistung zu tun hat. Damit Spiritualität ihre transformative Kraft nicht einbüßt, ist es notwendig, Hilfreiches von Überflüssigem zu unterscheiden und Verantwortung für den eigenen Weg zu übernehmen.

Wodurch zeichnet sich heute eine moderne Spiritualität aus? Wozu dient sie? Welche Probleme gibt es dabei zu berücksichtigen? Was hat es mit der „Erleuchtungsinflation“ auf sich und wie gehen heutige Sinnsuchende mit der Dualität von Verstand und Gefühl um? Was entwickelt sich in der Gesellschaft durch das wachsende Interesse an spirituellen Themen?

Diese Fragen erörtert Johannes Kaup mit der deutschen Theologin Katharina Ceming, die sich in den vergangenen Jahren als Expertin auf dem Gebiet der „Integralen Spiritualität“ nach Ken Wilber einen Namen gemacht hat.

Gestaltung: Johannes Kaup

Logos 19.11.2016 zum Nachhören: