„Auf Tuchfühlung“ – Über die Verhüllung von Frauen in Religionen

„Sie mögen ihre Gewänder über sich schlagen“, heißt es im Koran in Sure 33, Vers 59. Kleidung kann ein Ausdruck von Individualität und zugleich Zugehörigkeit zu einer Gruppe sein – und nicht zuletzt ein Medium zur Kommunikation von religiösen Inhalten.

Kleidung kann den Körper auch so formen, dass er den jeweils vorherrschenden moralischen Ansprüchen genügt. Und an Frauen werden in den Religionen mitunter besonders hohe moralische Ansprüche gestellt. Die großen Religionen der Gegenwart, die alle in patriarchalen Kontexten entstanden sind, beschäftigen sich zumeist akribisch mit der Reglementierung des Frauenkörpers. Die ideale Frau zeigt oft nur wenig Haut und Haar; sie verhüllt vieles und enthüllt nur manches.

Zündstoff Verschleierung

Religiöse Vorgaben oder Empfehlungen zur Bedeckung und Verhüllung von Frauen finden sich nicht nur im Islam, sondern (beispielsweise) auch im Judentum und in den Hindu-Traditionen. So soll im orthodoxen Judentum gemäß der talmudischen Tradition die Bedeckung des Kopfes und des Frauenhaars die Ehrfurcht vor der Allgegenwart Gottes zum Ausdruck bringen.

Tao
Samstag, 4.3.2017, 19.05 Uhr, Ö1

Die Verhüllung von Frauen hat ihre Wurzeln nicht im Islam, sondern bereits in vorislamischen Zeiten. Die ersten Musliminnen und Muslime machten sich diese im Nahen Osten, in Byzanz und generell im Mittelmeerraum verbreitete Tradition zu Eigen. Das Christentum hatte sie davor schon von den Syrern, Juden und Griechen übernommen und blickt somit ebenso auf eine lange Tradition der Verschleierung zurück; die bis in die Gegenwart reicht – wie man an der Tracht der Nonnen erkennen kann. Historisch belegt ist die Verschleierung von Frauen erstmals für das alte Mesopotamien. Im Islam ist der Schleier schließlich circa seit dem neunten Jahrhundert fester Bestandteil der Kleidung der Frau. Seine Form variiert von Region zu Region stark: von der – oft zitierten – blauen, afghanischen Burka bis zum schwarzen, iranischen Tschador, vom Hijab („Kopftuch“) bis zum Niqab (Gesichtsschleier).

Was sagen aber die Quellen der Religionen tatsächlich über die Verhüllung der Frauen? Welche Funktion erfüllt sie eigentlich? Warum verschleiern oder verhüllen sich Frauen heute? Und warum bietet die Verschleierung immer wieder Zündstoff für hitzige gesellschaftliche Auseinandersetzungen? In TAO, kurz vor dem Internationalen Frauentag, nähern sich Expert/innen aus Religionswissenschaft, Modetheorie und Soziologie sowie religiöse Frauen, die sich bewusst verhüllen, diesen Fragen an.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Tao 4.3.2017 zum Nachhören:

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