Dürre in Nord-Kenia: Erst sterben die Kamele, dann die Menschen

Aufgrund der anhaltenden Dürre sind in Ostafrika derzeit schon 21 Millionen Menschen auf Lebensmittel- und Wasserhilfe angewiesen. Etwa im unwirtlichen Norden Kenias, wo Nomadenvölker die Auswirkungen des Klimawandels ganz hautnah zu spüren bekommen.

In der sengenden Mittagssonne stehen die Frauen mit Wasserkanistern an. Gerade ist der Lastwagen herangerollt, um den Wassertank des kleinen Dorfes Yaa Sharbana im Norden Kenias wieder aufzufüllen. Finanziert wird diese Wasserhilfe von der österreichischen Caritas. Für die Viehzüchter, die hier von Schafen, Ziegen und Kamelen leben, die einzige Überlebenschance, denn rundherum gibt es nur Steinwüste und Sand.

Praxis spezial

Mittwoch, 19.7.2017, 16.05 Uhr, Ö1

„Die Ziegen und Schafe sind alle verendet"

Der 93-jährige Elema Wario, einer der Dorfältesten und auch ein religiöses Oberhaupt des Sharbana-Clans, der einen traditionellen afrikanischen Glauben praktiziert, hat schon viel erlebt, so eine Dürre allerdings noch nicht. „Wir haben immer wieder Dürreperioden, aber damit konnten wir umgehen, das Vieh hat überlebt und konnte sich danach erholen. Aber so arg wie diesmal, das habe ich noch nicht erlebt“, sagt der alte Mann mit den wachen Augen. Hinter ihm steht ein Schatten spendender Bau aus Zweigen, wo die Männer des Dorfes zusammenkommen, um zu beraten, wie es weitergehen könnte. „Seit zwei Jahren hat es nicht geregnet, auch in den beiden Jahren davor kam nicht genug Regen. Die Ziegen und Schafe sind alle verendet. Jetzt beginnen sogar die Kamele zu sterben.“

Pressereise Kenia

Alexandra Mantler

Die Regenzeiten bleiben aus: eine Folge des Klimawandels. Die Auswirkungen für Nomadenvölker im Norden Kenias sind verheerend

Wenn die Kamele sterben, sterben bald auch die Menschen, heißt es hier. Die Veränderung und das Ausbleiben der Regenzeiten sind eine Folge des Klimawandels. Früher seien die Dürrezeiten im Abstand von etwa 10 bis 15 Jahren gekommen, dann immer häufiger und jetzt seien sie eigentlich durchgehend mit der Dürre konfrontiert, erinnern sich die Älteren im Dorf. Ihr traditionelles Wissen, von Generation zu Generation weitergegeben, über den Wechsel von fruchtbaren und kargen Jahren, über den Zyklus von Wetter und Vegetation, funktioniert heute nicht mehr.

Hoffen auf Regen im Oktober

Dabei seien diese nomadisch lebenden Viehzüchter eigentlich bestens angepasst an die karge Landschaft hier, wo Ackerbau unmöglich wäre und es weder Industrie noch einen Dienstleistungssektor gibt. Doch „diejenigen, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, sind von den Folgen am stärksten betroffen“, meint der österreichische Caritas-Präsident Michael Landau angesichts der Menschen in dem kleinen Dorf Yaa Sharbana im Norden Kenias.

Pressereise Kenia

Alexandra Mantler

„Seit zwei Jahren hat es nicht geregnet, auch in den beiden Jahren davor kam nicht genug Regen", berichtet der 93-jährige Elema Wario, einer der Dorfältesten

Frühestens im Oktober könnte es wieder regnen. Vielleicht. Hoffentlich. Bis dahin trennt nur der Wassertruck die Menschen hier vom Verdursten. Befüllt wird er acht Kilometer außerhalb der Stadt Turbi, an einem Wasserbohrloch. Raphael Thurn-Valsassina, der den Nothilfeeinsatz der österreichischen Caritas in Kenia koordiniert, deutet auf eine gut befestigte Hütte, in der es rattert und rumpelt. „Wir sind hier bei einem Bohrloch, das 2012 mit den Geldern von ‚Nachbar in Not‘ gebohrt wurde.“ Das Bohrloch ist etwa 250 Meter tief und versorgt die Stadt Turbi und umliegende Gemeinden bis heute mit Wasser.

Um die Hungersnot in Ostafrika noch mehr ins Bewusstsein zu holen, werden am Freitag, dem 28. Juli um 15 Uhr, für Christen und Christinnen gilt das ja als Todesstunde Jesu, in ganz Österreich fünf Minuten lang die Kirchenglocken läuten.

Gestaltung: Alexandra Mantler

Die Reise wurde teilweise finanziert von Sponsoren der Caritas.

Praxis 19.7.2017 zum Nachhören:

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