Raus aus dem Trott

Menschen machen viel zu oft Dinge, weil sie meinen, sie könnten nicht anders. Weil es halt so sein muss. Dann verfliegt die Zeit und plötzlich kommt man drauf, man hat sich um sich selbst und das, was einem wichtig ist, zu wenig gekümmert.

Gedanken für den Tag 28.10.2017 zum Nachhören:

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Es fehlen Höhepunkte, Besonderheiten, Dinge, die man für sich selbst gemacht hat. Menschen wollen Sicherheit, sie wollen ein ruhiges Leben ohne besondere Aufregung, das verstehe ich. Aber gar keine zu haben und nie nach seinem Kopf zu gehen, wird man bereuen.

Saskia Jungnikl
ist Journalistin und Autorin

Der Preis ist das Leben

Ein bisschen Unruhe im Leben schadet nicht. Es ist wichtig, sich manchmal aus seinem Trott zu lösen, daraus, was andere von mir erwarten, und im Hier und Jetzt zu tun, wonach einem ist. Dieses Leben gehört auch jedem Einzelnen und die Zeit, die man hat, damit zu verbringen, tapfer etwas zu ertragen, erscheint mir verschwendet. Es bringt nichts, jeden Tag Dinge zu tun, die man nicht tun will. Wir haben im Durchschnitt 80 Jahre an Lebenszeit zur Verfügung. Wenn in dieser Lebensspanne kein Platz ist für Fehler und für Rückschläge, für Albernheiten und Risiken – dann weiß ich nicht, was das alles soll. Veränderung muss nicht immer groß sein. Sie beginnt im Kleinen, damit einfach mal eine Stunde lang zu tun, wonach einem ist.

Eines ist gewiss: Es wird einem sicher niemand am Ende eines Lebens einen Preis dafür überreichen, dass man brav durchgehalten hat. Der Preis ist das Leben, das wir führen wollen. Der Preis, den wir kriegen ist der, den wir uns selbst geben und zwar in Form eines Lebens, in dem wir Verantwortung für unser Glück übernehmen. Dein Leben, dein Spielplatz. Was man aufschiebt macht man oft nicht mehr, doch im Alter bereut man vor allem Unversuchtes. Mut schafft Abenteuer. Mut schafft Erinnerungen. Ich möchte so viele wie möglich davon sammeln.

Buchhinweis:

Saskia Jungnikl, „Eine Reise ins Leben oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden“, Fischer-Verlag

Musik:

Fenwick Smith/Flöte und Boston Chamber Music Society: „Nocturne und Scherzo für Flöte und Streichquartett“ von Arthur Foote
Label: Northeastern 227