Mäßigung

Von der Klugheit, der Gerechtigkeit und der Tapferkeit hören wir in den Morgenstunden dieser Tage. Franz Lamprecht setzt sich abseits der Finanzverwaltung seines Berufsalltages immer wieder mit dem richtigen Maß auseinander.

Morgengedanken 2.11.2017 zum Nachhören:

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Die 4. Kardinaltugend „Das Halten des Maßes“ und alles, was zu dieser Tugend gehört, wie Zucht, Ordnung, Keuschheit, ist heute in Verruf geraten. Die Tugend der Mäßigung betrifft vor allem die Zügelung unserer Leidenschaften, unseres Egoismus und unserer Sinnlichkeit.

Mag. Franz Lamprecht
ist Ökonom der römisch-katholischen Diözese Gurk-Klagenfurt

Bildung eines Wertgefühls

Das klingt heute für die meisten Ohren überholt, ja unerträglich. Kommt darin doch scheinbar Leibfeindlichkeit und längst über Bord geworfene Moral zum Ausdruck. Freilich ranken um den Begriff der Mäßigung auch viele Irrtümer. Sie nimmt nicht ohne Grund, nach den Tugenden der Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit erst den 4. Platz ein, und es bedarf einer inhaltlichen Klarstellung: Mäßigung, Maß halten, bedeutet nicht Ausschaltung der Leidenschaften, sondern deren Formung gemäß unserer Vernunft und zweitens geht es nicht um ein Nein zum Lustvollen und Sinnlichen, sondern um ein Ja zum Guten und Schönen und um die Freude daran. Mäßigung dient der Formung unserer Leidenschaften, um unser Handeln auf das Gute zu richten.

Die Tugend der Mäßigung hängt auch mit der Bildung eines Wertgefühles zusammen. Der Maßlose schreit immerzu laut “Ich“, seine eigene Person wird ihm wichtiger als die Sache selbst, als das Gemeinwohl und letztlich auch als die übernommene Verantwortung.