„Der Geist weht, wo er will“

Die Advent- und Christkindlmärkte locken… mit bunten Waren, süßen und pikanten Imbissen – und mit Alkohol. Das verdient durchaus, kritisch hinterfragt zu werden – meint Rotraud Perner.

Morgengedanken 4.12.2017 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

„Saufen für einen guten Zweck!“ Im Befolgen dieser Aufforderung bekämpfen viele die Winterskälte aber auch mangelnde Herzenswärme gewohnheitsmäßig am Punschstand, dichtete doch schon Wilhelm Busch in seiner „Frommen Helene“: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“ Und Sorgen gibt es im Advent viele – meist die, mit der Berufsarbeit wie auch den Festvorbereitungen nicht bis zum Beginn der Feiertage fertig zu werden. Alkohol entspannt und wärmt – und lenkt zumindest kurzfristig ab. Herzlicher, klüger und friedlicher macht er aber nicht.

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt

Ein frischer Wind

Von dem berühmten Psychiater (und Pfarrerssohn) C. G. Jung (1875 – 1961) stammt der Ausspruch „Spiritus contra Spiritum“ – „Heiliger Geist wider den Weingeist“. Er machte dieses Angebot in einem Brief an Bill W., den Gründer der Anonymen Alkoholiker.

In unserer diesseitig „sündigen“ Welt mit ihren Gegensätzen von Gut und Böse gibt es von allem eine richtige und eine verfälschte Ausgabe. Im Kleinen zählt dieser jeweilige Gegenteil zur Ganzheit dazu und komplettiert sie – im Großen jedoch spaltet und zerstört er. Paracelsus formulierte: Die Dosis macht das Gift. Nicht nur die materielle Quantität, sondern auch die mentale: Sorgen können seelisch vergiften. Der Spiritus Sanctus – der Heilige Geist hingegen ist der Tröster, der uns alles lehrt und in Erinnerung ruft, was Jesus gesagt hat, wie es im Johannes-Evangelium 14, 26 heißt. Er füllt die Löcher in der Seele wie im Denken und macht ganz, wo etwas fehlt, indem er inspiriert – neue Möglichkeiten erkennen lässt –, und daher ist er es, der wirklich und wahrhaftig berauscht, wenn man von ihm übervoll beglückt ist, nämlich in Dankbarkeit und Freude, jedoch nicht benebelt, nämlich das Denken erschwert, sondern gleichsam als der frische Wind, der weht, wo er will, und Giftgase auslüftet – vorausgesetzt, dass man das zulässt.