Wertedebatte

Als Begriff aus der Wirtschaft verstärkt der Wertbegriff die Beliebigkeit. Oft wird er auch in einem „wir“ gegen „die anderen“ eingesetzt. Besser ist es, die Menschenwürde erfahrbar zu machen und diese durch die Menschenrechte zu schützen.

Morgengedanken 13.1.2018 zum Nachhören:

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Kaum ein Begriff hat in jüngster Zeit so sehr Hochkonjunktur wie der Wertbegriff. Gerade die Herausforderung der Integration von Migranten und Flüchtlingen hat zur Betonung der herrschenden Wertordnung geführt. Werteschulungen, Wertekurse oder Wertekompasse sollen helfen, das Miteinander in einer pluralen Gesellschaft zu fördern.

Wolfgang Palaver
ist Sozialethiker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck

Schutz der Menschenwürde

Was in dieser Debatte aber leider ganz übersehen wird, sind die problematischen Seiten des Wertbegriffs. Er stammt zum einen aus dem Bereich der Wirtschaft – wieviel ist mir eine Sache wert? – und gibt damit wichtige menschliche Anliegen der Käuflichkeit preis. Mit der Käuflichkeit geht wiederum eine Beliebigkeit einher, sodass ein Philosoph zu Recht von einer „Börsenlogik der Werte“ (Jean-Joseph Goux) gesprochen hat. Werte sind austauschbar. Die andere Schattenseite besteht darin, dass die Wertedebatte oft mit einem „wir“ gegen die „anderen“ einhergeht. Wer Wertekurse braucht, scheint selbst gar keine Werte zu haben. Und wer unsere Werte in Frage stellt, riskiert, selbst abgewertet zu werden.

Statt ständig Werte im Mund zu führen, sollten wir uns besser darum kümmern, dass alle Menschen bei uns ihre unaufhebbare Menschenwürde – die unbezahlbar und nicht käuflich ist – erfahren können. Zum Schutz der Menschenwürde dienen die Menschenrechte, deren Stärkung und Förderung allem Wertegerede vorgezogen werden sollte.