Quelle der Inspiration

Sich einem Land über seine Literatur anzunähern, ist gerade im Fall Israels eine wunderbare Möglichkeit. Geschichte, Gegenwart und Konflikte, aber auch Landschaften und die Natur spiegeln sich in Erzählungen und Romanen beispielhaft. Und offenbar liebt der deutschsprachige Buchmarkt die israelischen Erzähler, denn die Auswahl an übersetzten Titeln ist überwältigend.

Gedanken für den Tag 8.2.2018 zum Nachhören:

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Ein Hirtenbub, der einen übermächtigen Gegner besiegt, Kriegsheld wird und als Dichter stirbt, das ist die Geschichte von König David, dem Begründer der hebräischen Literatur. Den Schauplatz des Kampfes zwischen David und Goliath, den kann man aufsuchen und wenn man ein wenig gräbt, findet man dort vielleicht sogar Tonscherben, die über 3000 Jahre alt sind. Ob sie vom Palast König Davids stammen, versuchen Archäologen zu klären, für viele Autoren des Landes ist das Buch der Bücher auf jeden Fall eine fast unerschöpfliche Quelle der Inspiration.

Anita Pollak
ist Journalistin

Bibelstudium in der Schule

Meir Shalev ist vielleicht der beste Fabulierer Israels. Als bekennender Atheist begegnet er den „Schriftstellern der Bibel“, wie er sie nennt, quasi als bewundernder Kollege auf Augenhöhe und den biblischen Figuren mit Humor und wenig Respekt.

„Die Bibel in ihrer hebräischen Urfassung ist atemberaubend“, weiß Amos Oz, einer der ganz großen Erzähler. Mit Glaubensfragen hat dieser Fundus an Geschichten, Sprüchen und Weisheiten für ihn gar nichts zu tun. Und die prominenteste weibliche Autorin Israels, Zeruya Shalev, hat Bibelwissenschaften studiert. Ihr hoch erotischer Debütroman „Liebesleben“, mit dem ihr der internationale Durchbruch gelang, ist voll von biblischen Zitaten, Anspielungen und Gleichnissen.

Ein gebildetes Publikum in Israel kann sie verstehen und genießen, obwohl zunehmend beklagt wird, dass die Bibelkenntnis unter der Jugend abnimmt. Doch nach wie vor gehört das Studium der Urtexte als Bildungsgut zum Lehrplan der Schulen. Und mit der Bibel in der Hand durchs Land zu fahren, ist durchaus zu empfehlen.

Buchhinweis:

Ben & Daniela Segenreich, „Fast ganz normal. Unser Leben in Israel“, Verlag Amalthea 2018

Musik:

Dieter Klöcker/Klarinette und Vlach Quartett Prag: „Lento - 1. Satz“ aus: „Esquisses hébraïques op. 12 - für Klarinette und Streichquartett“ von Alexander Krein
Label: cpo 9996302 (2 CD)