Ich war fremd

Brigitte Knünz lässt sich für ihre Morgengedanken vom Evangelium des heutigen Tages leiten – und landet dabei beim Schicksal konkreter Menschen.

Morgengedanken 19.2.2018 zum Nachhören:

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Ich kenne Yakoub und seine Familie nun schon seit zwei Jahren. Sie sind Ägypter und haben laut Behörden kein Recht hier zu sein. Seine persönliche Bedrohung in seinem Heimatland glaubt man ihm nicht.

Brigitte Knünz
leitet das Werk der Frohbotschaft in Batschuns, Vorarlberg

... und ihr habt mich nicht aufgenommen

Yakoub fand als Koch eine Anstellung als Saisonarbeiter. Er konnte mit dem verdienten Geld seine Familie zur Gänze erhalten, brauchte keine Mindestsicherung. Nebenbei lernte er Deutsch auf B1-Niveau. Mit dem zweiten negativen Bescheid kam das Aus – das Arbeiten war ihm verwehrt. Alle Anstrengungen seines Arbeitgebers, der ihn behalten wollte, nützten nichts. Alle rechtlichen Bemühungen, doch noch bleiben zu können, gingen ins Leere. Er wurde krank, war eine Zeit lang in der Psychiatrie. Die Angst vor einer Abschiebung machte ihn fertig.

Yakoub, der in Wirklichkeit anders heißt, ist nur ein Beispiel von vielen Flüchtlingen in unserem Land, denen es so ergeht. „Ich war fremd und ihr habt mich – nicht – aufgenommen“ (Mt 25,43) – so lese ich heute im Matthäusevangelium. Ich schäme mich vor unseren schutzsuchenden Freunden und wünschte mir, der erste Teil dieses Evangeliums würde für uns zutreffen: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“