Bilder der Liebe

Ein inniger Kuss in häuslicher Umgebung. Intime Gespräche in idyllischer Natur. Verzweifelte Umarmungen vor einer Trennung: Die Liebe ist eines der ältesten und beliebtesten Themen der Kunst.

Gedanken für den Tag 19.3.2018 zum Nachhören:

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Kein Wunder – gehören doch Gefühle rund um Zuneigung und Leidenschaft zu den wichtigsten Momenten des menschlichen Daseins. Sie sind genauso lebensbestimmend wie die Trauer aufgrund einer zerbrochenen Beziehung oder der Schmerz nach dem Verlust eines geliebten Partners.

Johanna Schwanberg
ist Kunstwissenschaftlerin und Direktorin des Dom Museum Wien

2 Menschen geben einander die Hand

Seit der Antike haben Bildhauer, Maler, Zeichner und Fotografen versucht, die unterschiedlichen Facetten der Liebe in ihrer Kunst einzufangen. So gibt es allegorische Gemälde, idealisierte Sehnsuchtsbilder, aber auch realistische Darstellungen von der Entfremdung zweier Menschen. Nachdem mich große Gefühle bereits als Jugendliche genauso beschäftigt haben wie die Kunst, war ich von Bildern der Liebe immer fasziniert. Allerdings sind die Kunstwerke, die mir nahegehen, im Laufe der Jahrzehnte andere geworden. Genauso, wie auch mein Blick auf Beziehungen je nach Lebensphase ein anderer geworden ist.

Mit 16, 17 oder 18 haben mich die großen Dramen und unglücklichen Lieben auf Gemälden begeistert. Als ich in England auf Austausch war, entdeckte ich etwa die Präraffeliten für mich, mit Liebesbildern über Romeo und Julia oder Orpheus und Eurydike.

Heute begeistern mich Kunstwerke, die nicht so dramatisch und nicht so unglücklich sind. Es sind vielmehr die kleinen Gesten der Liebe, die mich auf Bildern interessieren. So berührt mich ein Blatt von Oswald Tschirtner aus der Sammlung Otto Mauer hier bei uns im Dom Museum Wien besonders. Mit wenigen Strichen hat der Gugginger Künstler im Jahr 1971 zwei Menschen gemalt, die einander zugewandt sind. Ihre beiden Silhouetten bilden eine Herzform. Oberhalb der Figuren ist sprachlich festgehalten, was bildlich unaufgeregt und zugleich ausgesprochen liebevoll dargestellt ist: „2 Menschen geben einander die Hand“.

Link:

Dom Museum Wien

Musik:

Filmorchester unter der Leitung von Stephen Mercurio: „The floating bed“ aus: FRIDA / Original Filmmusik von Elliot Goldenthal
Label: DG/Universal Classics 4741502