Illusion von den versäumten Heiraten
Gedanken für den Tag 21.3.2018 zum Nachhören:
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Allein der Titel beschönigt gar nichts. Denn das Bild heißt „Illusion von den versäumten Heiraten.“ Gemalt hat es die Grande Dame der österreichischen Malerei, Maria Lassnig, im Jahr 1997. Die 2014 verstorbene Künstlerin hat sich in diesem Bild unverkennbar selbst dargestellt. Mit nacktem, faltigem Oberkörper blickt sie – damals schon fast 80 – aus dem Bild. Der Mund ist geöffnet, so als würde sie sprechen wollen. In den Armen hält sie einen kleinen Menschen. Es könnte ein Säugling sein, dem Titel nach auch ein Mann in Miniaturgröße.
Johanna Schwanberg
ist Kunstwissenschaftlerin und Direktorin des Dom Museum Wien
„Ich kann nur raten, nicht als Frau geboren zu werden“,...
...sagte Maria Lassnig einmal zu mir. Sie sprach damit ihre schwierige Situation in der männerdominierten Kunstwelt der Nachkriegszeit an. Ein Leben als Ehefrau und Mutter war für sie mit einem Künstlerdasein nicht vereinbar. Lassnig hat sich für die Malerei entschieden. Und sie hat sich mit unermüdlichem Einsatz und herausragenden Werken durchgesetzt. Im Jahr 1980 übernahm sie eine Meisterklasse an der damaligen Hochschule für angewandte Kunst – als erste weibliche Professorin für Malerei im deutschsprachigen Raum.
Ich selbst bin froh, dass ich in einer Zeit lebe, in der es möglich ist, als Frau verheiratet zu sein, eine Familie zu haben und beruflich äußerst aktiv zu sein. Leicht ist es dennoch nicht, wie ich als Mutter zweier Kinder tagtäglich erfahre. Aber das gilt mittlerweile auch für Männer, wenn sie „halbe-halbe“ wirklich leben.
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Musik:
Zbigniew Paleta/Violine und The String Sextett: „Morning at the hotel“ aus: TROIS COULEURS: BLANC / Original Filmmusik von Zbigniew Preisner
Label: Virgin 394722