Von Freiheit, Tod und Auferstehung

In dieser Woche erinnern sich Christinnen und Christen an den Leidensweg und Tod Jesu am Kreuz und feiern das Fest der Auferstehung. Von den ersten Zeugen an wurden diese Ereignisse in Zusammenhang mit dem jüdischen Pessachfest gebracht und Jesus selbst als das Pessach- oder Paschalamm, dessen Blut erlöst, betrachtet.

Gedanken für den Tag 26.3.2018 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Ostern ist daher ohne Pessach nicht verständlich, aber auch die Pessachtradition hat sich im Laufe der Zeit gerade im Umgang mit Christinnen und Christen weiter entwickelt. Beide Feste teilen einen Grundgedanken. Sie sind zuerst Leidensgedächtnisfeiern und dann Freudenfeste. Pessach, hebräisch – oder Pascha, aramäisch und griechisch, erinnert an das Leiden, die Unterdrückung, die Ausbeutung der Israeliten in Ägypten.

Gerhard Langer
ist katholischer Theologe und Judaist

Leiden und Rettung

Zu Pessach gedenkt man der schrecklichen Zustände während des Aufenthalts in der Fremde, erinnert an die Sklavenarbeit, an die Demütigung durch die Herrschenden, als das Volk hoffnungslos und am Sterben war. Von daher ist Pessach immer auch eine Besinnung auf die Bedingungen, unter denen Jüdinnen und Juden leben, keineswegs nur in Ägypten, das in diesen Erzählungen mehr Symbol ist als realer Staat.

Das biblische Ägypten ist Sinnbild der überbordenden, dabei sich in Hybris selbst vernichtenden Macht. Im Pharao erkennen wir zu allen Zeiten den Typus des blindwütigen, gegen jede Vernunft handelnden hartherzigen Machtmenschen. Niemals sollen die Israeliten diese dunklen Stunden ihrer Existenz vergessen, in denen sie Leiden ertragen mussten. Daher gehört die Erinnerung an das Leben in Ägypten zum Grundbestand der Feier und zum kollektiven Gedächtnis.

Während also für das Judentum Pessach ein Fest darstellt, in dem das Volk seines Leidens UND seiner Rettung gedenkt, konzentriert sich das christliche Ostern auf das Leiden UND die Rettung eines Einzelnen, dem eine besondere Rolle in diesem Volk Israel zukommt. Leid und Tod werden triumphal überwunden. Letztlich überstrahlt die Freude des Osterfestes das Leidensgedächtnis der Passion genauso wie Juden ihr Pessach-Mahl in Freude und als befreite Menschen zu sich nehmen. Die Botschaft von Pessach und Ostern ist daher im Prinzip die gleiche und lautet „vom Leiden in die Freude“ oder „vom Tod ins Leben“.

Musik:

Dimitri Ashkenazy/Klarinette und Karl Andreas Kolly/Klavier: „Andante - 3. Satz“ aus: „Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur“ von Felix Mendelssohn Bartholdy
Label: Pan Classics 510070