Frauen

Im westlichen Christentum begeht man heute Karsamstag, den Tag der Grabesruhe Jesu, bevor morgen Auferstehung gefeiert wird – im Judentum begeht man den ersten Tag des Pessachfestes, das gestern Abend begonnen hat und an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten erinnert.

Gedanken für den Tag 31.3.2018 zum Nachhören:

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Judentum und Christentum werden wie alle großen monotheistischen Religionen gerne als männerdominiert wahrgenommen. Zweifellos ist dies nicht ganz von der Hand zu weisen. Und doch gibt es bedeutende Überlieferungen, die gerade nicht Männer in den Mittelpunkt stellen. So ist es auch in Bezug auf Pessach und Ostern. In der christlichen Überlieferung sind es Frauen wie seine Mutter Maria oder Maria von Magdala, die Jesus in seiner schwersten Stunde beistehen und als erste zu Verkündigern der Auferstehung werden.

Gerhard Langer
ist katholischer Theologe und Judaist

Die Hoffnung nicht verloren

In der jüdischen Tradition heißt es mehrfach, dass es den Frauen zu verdanken sei, dass Israel aus Ägypten, aus der Sklaverei befreit wurde. Demnach hätten die Männer längst alle Hoffnung auf Rettung aufgegeben und Israel für tot erklärt. Damit war die Weigerung verbunden, Geschlechtsverkehr mit ihren Frauen zu haben. Keine Zukunft, keine Nachkommen. Nach einer Variante war es die Schwester des Mose, Miriam gewesen, die auf ihre Eltern massiv eingewirkt hatte, doch nicht alle Hoffnung aufzugeben, worauf diese den Mose zeugten, der schließlich zur bedeutendsten Gestalt des Judentums werden sollte.

Nach einer anderen hätten die Frauen ihre Männer mit gutem Fisch, der sich durch Gottes Hilfe in ihren Krügen fand, und mit ein wenig Verwöhnung überreden können, mit ihnen zu schlafen. Die vielen Kinder, die daraus entstanden, wurden in der Folge aber nicht von den Frauen aufgezogen, sondern von Gott selbst, der sich im umfassendsten Sinn in elterlicher Fürsorge um die Babys kümmerte, sie versorgte und vor der Verfolgung durch die ägyptischen Soldaten rettete. Noch vor der Herausführung aus Ägypten werden die zentralen Weichen also in den Köpfen der Frauen gelegt, in ihrer Zuversicht und ihrem Zutrauen zu Gott, der sie nicht im Stich lässt.

Musik:

Ma’alot Quintett: „Intermezzo. Allegro appassionato“ aus: „Ein Sommernachtstraum, op. 61“ - Ausschnitte aus der Schauspielmusik in der Bearbeitung für Harmoniemusik (Bläserquintett) von Felix Mendelssohn-Bartholdy, bearbeitet von Ulf-Guido Schäfer
Label: MDG 34517662