Thomas

Blindes Vertrauen zueinander haben zu können – das gilt vielen als DAS Kennzeichen einer wirklich guten Freundschaft. Andererseits heißt Freundschaft ja nicht, sein kritisches Denken abzulegen und zu allem nur noch „ja“ zu sagen. Genau davon handelt auch die Geschichte vom ungläubigen Thomas, der Beweise für die Auferstehung haben wollte.

Morgengedanken 20.4.2018 zum Nachhören:

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Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr…. So könnte man das Auftreten des Apostel Thomas in manchen Textpassagen der Evangelien deuten: Er glaubt seinen Freunden nicht, er will sich selbst überzeugen, er widerspricht mehrmals während der Diskussionen in der Apostelrunde und gibt zu, dass er keinen Tau hat, wovon gerade die Rede ist.

Hans-Peter Premur

ist römisch-katholischer Pfarrer in Krumpendorf am Wörthersee und Hochschulseelsorger in Klagenfurt

Unkonventionelle Freundschaft

Na gut, deshalb hat man ihn auch Jahrhunderte lang den „ungläubigen Thomas“ oder den Zweifler genannt. Aber die Situation hat sich in letzter Zeit dramatisch zu seinen Gunsten verändert. Heute ist er der Freund Jesu, der es uns modernen, wissenschaftlich geprägten Menschen erleichtert, selber Freunde von Jesus zu werden. Es darf gezweifelt werden! Und dennoch bleibt die Freundschaft stärker als alles Zersetzende. Es darf dumm zurückgefragt werden und daraus entwickelt sich dann das, was die Freundschaft nur noch stärker macht.

Der Apostel Thomas, Spezialfreund Jesu, ist heute der Protagonist der Moderne, der seinen frühen Auftritt in der Bibel hatte und der uns Heutigen erst als wichtiger Freund Jesu so richtig erkennbar wird. Gerade seine unkonventionelle Art, Freund zu sein, hat auch uns mit unseren Freundschaften heute viel zu sagen.