Selig die Trauernden

Die Seligpreisungen aus dem Neuen Testament sind eine Leitlinie für ein Schreiben von Papst Franziskus, das kürzlich veröffentlicht worden ist. Es geht darin um gelingendes Leben im Alltag.

Morgengedanken 1.5.2018 zum Nachhören:

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Selig die Trauernden, sie werden getröstet werden! Wieder so ein Logo der Heiligkeit, das Papst Franziskus in seinem Schreiben anführt. Warum sollen Trauernde seliggepriesen werden? Warum soll uns Trauern zu Heiligen machen? Trauern schmerzt doch, nagt, lässt oft verzweifeln.

Angelika Pressler
ist Leiterin der Personalentwicklung der Caritas Salzburg

Berührt vom Schmerz anderer

Das Trauern, wie es hier gemeint ist, steht wohl gegen einen Mainstream unserer Zeit, in der wir uns ablenken lassen von Zerstreuung, Unterhaltung, ein bisserl Ignoranz und Wegschauen von dem, was unangenehm ist. Selig die Trauernden, das meint: Ich lasse an mich heran, was weh tut, was unheil ist, gebrochen, nicht fit, nicht leistungsfähig, aussortiert. Selig die Trauernden, das meint: Sich vom Leiden anderer, auch fremder Menschen berühren lassen. Und aus dieser Berührung heraus auch fähig werden zu handeln. Mich berühren die Tränen von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen, die Flüchtlinge beherbergt haben und erleben müssen, wie sie abgeschoben werden.

Wer berührt ist vom Schmerz anderer, der wird auch in den Tiefen des eigenen Lebens berührt und spürt dabei – wohl schmerzhaft – das eigene Herz mitweinen. Weil es sich dem anderen Menschen genähert hat, vielleicht sogar dessen Wunden berührt hat. Und vielleicht dadurch mehr das eigene Menschsein erfahren hat. Weint mit den Weinenden, heißt es im Römerbrief. Und das macht uns heilig? Schon verrückt, oder?