Exorzismus: Der Kampf gegen das Böse

Die Tradition des Exorzismus im Christentum geht auf das Neue Testament zurück, das von Dämonenaustreibungen durch Jesus berichtet. Laut katholischer Lehre können Teufel und Dämonen von einer Person Besitz ergreifen.

Theologen verweisen darauf, dass der Exorzismus (abgeleitet vom griechischen Wort für „hinausbefördern“) im Grunde genommen nichts anderes als „ein Gebet um Befreiung“ sei, wie es auch in der Bibel öfter geschildert werde. Dieses Gebet verlaufe aber in der Realität nicht so spektakulär, wie es in den Produkten der Filmindustrie geschildert werde.

Teufels- oder Dämonenaustreibungen sind in allen Kulturen bekannt. Sie dienen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung der betroffenen Person. Durchgeführt werden Exorzismen stets von besonders „begabten“ oder berufenen Personen wie Medizinmännern, Schamanen und Priestern.

Auch Taufe ist Exorzismus

Theologisch gesehen ist im Christentum der landläufig als Exorzismus bekannte sogenannte „feierliche“ oder „Große Exorzismus“ nur eine von vielen Formen dieser Gebetsart. Fester Bestandteil ist ein Exorzismusritus etwa bei der Taufe: Der Täufling beziehungsweise seine Paten als Stellvertreter widersagen dem Bösen.

Baby bei der Taufe

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Während der Taufe wird eine Art Exorzismus vorgenommen

Der „Große Exorzismus“ wird im Vergleich relativ selten und regional mit sehr unterschiedlicher Häufigkeit eingesetzt. Es geht dabei darum, einen Menschen durch rituelles Gebet aus der Gewalt dämonischer Mächte zu befreien. Zuvor muss eine psychische Erkrankung des Patienten als Grund für dessen Symptome ausgeschlossen werden.

Die Teufelsaustreibung darf nur von einem Bischof angeordnet werden, der einen bewährten Priester als Exorzisten auswählt. Dieser hat für den „Großen Exorzismus“ ein streng geregeltes Ritual einzuhalten. Zu diesem Ritual gehören unter anderem Gebete, Litaneien, Handauflegung, Kreuzzeichen, das Vorzeigen des Kreuzes und das Sprechen einer Exorzismusformel. Dem Teufel wird mit der Formel „Weiche, Satan“ befohlen, die Person zu verlassen.

Ritual in neuerer Zeit überarbeitet

Das römische Ritual zur Teufelsaustreibung, das seit fast 400 Jahren existierte, wurde im Jahr 1999 überarbeitet, und ein Dokument mit dem Titel „De Exorcismis“ wurde veröffentlicht. Besessenheit müsse von psychischen Störungen unterschieden werden, rät die Schrift. Mehr noch: Im Zweifelsfall sollten sich Geistliche Rat bei Psychiatern holen. Vorausgegangen waren der Arbeit am Dokument zahlreiche innerkirchliche Initiativen.

Der Zustand der Besessenheit habe demnach nichts mit psychischen Erkrankungen zu tun. Sie gingen mit Phänomenen wie plötzlichem, abnormem Kraftzuwachs, Sprechen in zuvor unbekannten (auch antiken) Sprachen, Abscheu vor „heiligen“ Gegenständen und Substanzen wie Kruzifixen, Weihwasser und Ähnlichem einher.

Teufelsaustreibungen dürfen nicht gefilmt oder von Journalisten beobachtet werden. Der Exorzist darf nach den Regeln der Kirche weder vor noch nach der Aktion diese bekanntgeben.

Päpste als Exorzisten

Auch Päpste führen gelegentlich Exorzismen durch. So soll Papst Franziskus am Pfingstsonntag 2013 öffentlich einen Mann von Dämonen befreit haben, wie der oberste Exorzist des Vatikans, Gabriele Amorth, in einem Radiointerview angab. Der Vatikan dementierte das - mehr dazu in Oberster Exorzist: „Papst führte Exorzismus durch“. Auch Benedikt XVI. und Johannes Paul II. wurde die Durchführung von Befreiungsgebeten attestiert.

Dabei ist die Praxis der Dämonenaustreibung seitens der Kirche unumstritten und keine Seltenheit. So wandten sich nach Angaben der Vereinigung katholischer Psychologen und Psychiater im Jahr 2011 500.000 Italiener an einen Exorzisten. Das seien 30 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren, berichtet die Zeitschrift „Panorama“ unter Berufung auf den Berufsverband. 65 Prozent von ihnen seien Frauen. Der Vatikan bietet Exorzismuskurse an und hält zu dem Thema Konferenzen ab.

Angeblicher Exorzismus in Wien

Ebenfalls 2011 sorgte ein Fall von angeblichem Exorzismus in einem Wiener Spital für Aufsehen. Die Erzdiözese Wien wies Presseberichte über angebliche Exorzismen oder entsprechende Patientenkontakte in dem Krankenhaus zurück.

Es würden „weder im SMZ Ost (Sozialmedizinisches Zentrum Ost) noch in irgendeinem anderen Krankenhaus Exorzismen gebetet“, und auch seitens des für das Befreiungsgebet beauftragten Priesters der Erzdiözese Wien, Larry Hogan, würden keinerlei Gespräche mit Patienten in Spitälern in diese Richtung geführt, heißt es vonseiten der Erzdiözese Wien.

religion.ORF.at/APA/KAP