Finanzielle Sanierung der Erzdiözese Maribor auf Schiene

Die Slowenische Erzdiözese gab die Einigung mit den Gläubigern bekannt. Die Kirche soll demnach den gesamten Immobilienbestand veräußern und den Erlös den Gläubigern zukommen lassen.

Die wirtschaftliche Sanierung der vor drei Jahren in die Krise geschlitterten Erzdiözese Maribor (Marburg an der Drau) ist auf Schiene. Das haben die Pressestellen der Diözesen Maribor und Graz am Dienstag bekanntgegeben. „Die Diözese Graz freut sich über die letztendliche Einigung ihrer Nachbardiözese mit den Gläubigern. Der abgeschlossene Restrukturierungsvertrag sieht vor, das gesamte Immobilienvermögen der Erzdiözese zu veräußern und den gesamten Erlös den Gläubigern zukommen zu lassen“, so die Grazer Pressestelle.

Ende des Finanzdebakels

Die Einigung mit den Gläubigern beendet die Aufarbeitung des Finanzdebakels, in das die junge Erzdiözese Maribor vor etwa drei Jahren geraten war. Durch Kredithaftungen für die beiden 2011 pleitegegangenen Fonds „Zvon Ena“ und „Zvon Dva“ („Glocke Eins“ und „Glocke Zwei“) und deren Steuerungskonstrukt „Gospodarstvo Rast“ war die Erzdiözese auf anfangs rechtlich unklaren Verbindlichkeiten sitzen geblieben.

Im Zuge der Sichtung und Prüfung aller Verbindlichkeiten, die unter Zuhilfenahme von kirchlicher Expertise aus Österreich geschah, habe man sich mit allen Gläubigern auf eine Lösung verständigt, in der alle ursprünglich genannten Forderungen in der Höhe von rund 70 Millionen Euro berücksichtigt sind, erklärte Herbert Beiglböck, Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau und seit drei Jahren in die Sanierungsbemühungen involviert, gegenüber „Kathpress“.

Abwicklung innerhalb von fünf Jahren

Mit den Gläubigern sei vereinbart, dass der nun beginnende Verkauf der kirchlichen Immobilien über einen Koordinator im Auftrag der Erzdiözese abgewickelt und innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen sein soll. Die geschlossen Vereinbarung soll „für die Erzdiözese Marburg eine Basis schaffen, damit die seelsorgliche Arbeit gesichert ist und ein stabiler, wirtschaftlicher Neuanfang ermöglicht wird“, heißt es in der Presseerklärung.

Mit der Unterzeichnung der Restrukturierungsvereinbarung hat die Arbeitsgruppe der Diözese Graz-Seckau ihre Tätigkeiten in der Beratung der Erzdiözese beendet. Die Unterstützung bei der Bewältigung der schwierigen wirtschaftlichen Situation sei „auch Ergebnis der guten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit und der vielfältigen freundschaftlichen Kontakte der letzten Jahrzehnte“ gewesen, wurde betont.

Neben Beratung kommt aus Österreich auch konkrete materielle Hilfe und zwar im Form der eigens dafür am 19. September 2014 errichteten „Slomsek-Stiftung“. Diese hat ihren Sitz in Graz und wurde von der Erzdiözese Salzburg und den Diözesen Gurk und Graz-Seckau gegründet.

Vatikan eingebunden

In der Aussendung der Erzdiözese Marburg heißt es, die Vereinbarung, der auch der Heilige Stuhl zugestimmt habe, sei „ein guter Kompromiss“. Der Finanzskandal hatte die katholische Kirche in Slowenien insgesamt in eine schwere Krise gestürzt und zwang Rom zum Eingreifen. Wegen des Finanzdesasters hatte Papst Franziskus im Juli 2013 den damaligen Marburger Erzbischof Marjan Turnsek und den Laibacher Erzbischof Anton Stres zum Rücktritt aufgefordert.

Bereits Turnseks Vorgänger Franc Kramberger war 2011 in Folge des Finanzskandals zurückgetreten. Mittlerweile ist der Laibacher Bischofssitz mit der Ernennung von Stane Zore im Oktober des Vorjahres wieder besetzt. Der Bischofsstuhl in Marburg ist nach wie vakant. Die Erzdiözese wird derzeit vom Bischof von Celje (Cilli), Stanislav Lipovsek, als Administator geleitet.

Junge Erzdiözese mit österreichischen Bezügen

Die Kirche in Slowenien besteht seit 2006 aus sechs Diözesen, wobei die größten davon die Erzdiözesen Ljubljana (Laibach) und Maribor sind. Von den derzeit rund zwei Millionen Einwohnern des Landes gehören 1,16 Millionen (57,8 Prozent) der römisch-katholischen Kirche an.

Die Erzdiözese Maribor weist starke Bezüge zu Österreich auf: Das Gebiet gehörte zur 1228 von Salzburg aus gegründeten Diözese Lavant, deren Bischofssitz Marburg 1859 wurde. Erst 1924 wurde der südliche Teil der Diözese aufgrund der Zugehörigkeit zum „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ aus der Salzburger Kirchenprovinz gelöst, 1962 von „Lavant“ auf „Maribor“ umbenannt und 1968 als nunmehr eigene Diözese der Erzdiözese Ljubljana unterstellt. 2006 erhob Papst Benedikt XVI. die Diözese Maribor zur Erzdiözese und gründete die Diözesen Celje, Novo Mesto und Murska Sobota neu.

Die Hauptstadt Ljubljana wurde unter dem Habsburger-Kaiser Friedrich III. 1461 zum Bischofssitz und 1961 zur Erzdiözese erhoben, der 1968 die Diözese Koper unterstellt wurde. Mit der Neuordnung 2006 trat Laibach die Diözese Novo Mesto ab, die allerdings weiterhin zur Laibacher Metropolie gehört.

religion.ORF.at/KAP

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