Südtirol: NS-Opfer wird seliggesprochen

Der Südtiroler Josef Mayr-Nusser, der aus Gewissensgründen den SS-Eid verweigerte und 1945 auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau in einem Viehwaggon ums Leben kam, soll seliggesprochen werden.

„Heute hat uns die frohe Botschaft aus Rom erreicht“, teilte der Bischof der Diözese Bozen-Brixen, Ivo Muser, am Freitag in einer Aussendung mit. Die Seligsprechung soll am 18. März im Bozner Dom gefeiert werden.

„Papst Franziskus hat durch seine Unterschrift bekräftigt, dass Josef Mayr-Nusser bald als Märtyrer und Seliger unserer Kirche verehrt werden darf“, erklärte Bischof Muser. Der liturgische Gedenktag des neuen Seligen werde das erste Mal am 3. Oktober 2017 begangen, hieß es.

„Mutig und unbequem“

„Josef Mayr-Nusser war ein überzeugter und überzeugender Christ, der Stellung bezogen und Farbe bekannt hat“, so Muser. Mayr-Nusser habe uns und unserer Zeit viel zu sagen. Er habe nicht nur den Eid auf Adolf Hitler verweigert, sondern habe auch die christliche Identität gelebt und gepflegt, erklärte der Bischof.

„Ich verstehe diese mutige und unbequeme Gestalt, die uns mit einem dunklen und für viele leidvollen Kapitel unserer Geschichte konfrontiert, vor allem als einen glaubwürdigen und konsequenten Zeugen, der dem eigenen Gewissen folgt“, so der Bischof.

Tod im Viehwaggon

Josef Mayr-Nusser wurde 1910 in Bozen geboren und wuchs in einem religiösen Umfeld auf. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde Mayr-Nusser im September 1944 zum Militärdienst eingezogen und der Waffen-SS zugeteilt. Nachdem er am 4. Oktober 1944 in Konitz in Ostpreußen aus Gewissensgründen den SS-Eid verweigert hatte, wurde er zum Tode verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb der 35-jährige Familienvater am 24. Februar 1945 in einem Viehwaggon bei Erlangen an den Folgen der Haft.

Sein Leichnam wurde nach Südtirol überführt und an der Außenmauer der Kirche von Lichtenstern am Ritten beigesetzt. Das von der Diözese Bozen-Brixen beantragte Seligsprechungsverfahren wurde 2006 eröffnet.

religion.ORF.at/APA

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