Gerüst um Jerusalemer Grabkapelle wird entfernt

In Jerusalem hat ein Forscherteam der Technischen Universität Athen am Dienstag mit dem Abbau des Metallgerüsts aus britischer Mandatszeit um das Heilige Grab in der Grabeskirche begonnen.

Der Großteil der Arbeiten wird aus Sicherheitsgründen in den kommenden Nächten durchgeführt, erklärte die für die Restaurierungen hauptverantwortliche Professorin Antonia Moropoulou bei einer Baustellenbesichtigung mit Pressevertretern gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.

Stützkorsett seit 1947

Bis Freitag soll das 1947 zur Stabilisierung der Kapelle errichtete Korsett entfernt werden. Die Statik des Gebäudes sei durch die Arbeiten der Forscher stabilisiert worden, so dass das Stützkorsett nun gefahrlos entfernt werden könne. „Die Ädikula ist strukturell sicher und ihre Integrität ist gesichert“, so Moropoulou wörtlich.

Die eingerüstete Grabeskapelle in Jerusalem

APA/AFP/Ahmad Gharabli

Die noch eingerüstete Grabeskapelle in Jerusalem

Die Forscher hatten zu Beginn der Arbeiten starke Deformierungen und Neigungen des Gebäudes konstatiert. Durch konsolidierende Maßnahmen wie die Anbringung von Titan und die Einspritzung von speziellen Füllmaterialien hätten sie laut Moropoulou jedoch behoben werden können.

Untergrund bereitet Sorgen

Sorgen bereitet den Forschern die Untergrundsituation. Unter der Grabkapelle wie unter der gesamten Rotunde seien bei Studien zahlreiche Tunnel, Kanäle, Zisternen sowie frühere Ausgrabungen gefunden worden, die zusammen mit dem hochdrückenden Grundwasser die Stabilität der restaurierten Grabkapelle weiterhin gefährden. Entsprechende Forschungsergebnisse sollen den Kirchenführern am Mittwoch vorgestellt werden.

„Wir benötigen weitere Interventionen im Bereich des Untergrunds, der gesichert werden muss. Gleichzeitig muss ein funktionierendes Entwässerungssystem installiert werden“, sagte Moropoulou am Dienstag vor Medien. Die Entscheidung über die Fortsetzung der Arbeiten liege bei den drei an dem Gebäude beteiligten Kirchen. Deren Einverständnis vorausgesetzt, könnten die Untergrundarbeiten nach Ostern begonnen und innerhalb von zehn Monaten abgeschlossen werden. Der historische Fußbodenbelag solle dabei erhalten bleiben, auch soll das Grab während möglicher weiterer Arbeiten für Pilger zugänglich bleiben.

Wiedereinweihung am 22. März

Die Arbeiten zur Instandsetzung der in seiner Statik gefährdeten Grabkapelle hatten Ende Mai 2016 begonnen. Nach Entfernung des Metallgerüsts sollen abschließende Reinigungsarbeiten an dem Bau vorgenommen werden, die bis zu seiner offiziellen Wiedereinweihung am 22. März beendet sein sollen.

Die für Christen bedeutendste Stätte der Grabeskirche ist das Heilige Grab, der überlieferte Ort der Grablegung von Jesus Christus. Es ist die 14. Station des Kreuzweges. Das Heilige Grab wird von einer Rotunde überwölbt.

Frühes 19. Jahrhundert

Die Ädikula wurde 1809 im Stil des osmanischen Barock errichtet. 1947, im letzten Jahr ihres Mandates für Palästina, versahen die Briten den Bau zur vorläufigen Sicherung mit einem Stahlkorsett. In streng vertraulichen Verhandlungen in Athen verständigten sich im Frühjahr 2016 der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., der armenische Patriarch Nourhan Manougian und der designierte Erzbischof-Administrator Pierbattista Pizzaballa, die überfällige Instandsetzung der Grabeskapelle durchführen zu lassen.

Im Oktober 2016 wurde deshalb die Marmorplatte über der Grabbank für 60 Stunden zwecks wissenschaftlicher Untersuchung entfernt, um die ursprüngliche Felsoberfläche begutachten zu können, auf die Christi Leichnam der Überlieferung nach abgelegt wurde.

religion.ORF.at/KAP

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