NS-Opfer Mayr-Nusser in Bozen seliggesprochen

Der wegen seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus zum Tode verurteilte Südtiroler Josef Mayr-Nusser (1910-1945) ist in Bozen zum Seligen der katholischen Kirche erklärt worden.

Der Präfekt der römischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, würdigte ihn bei einem Festgottesdienst am Samstagvormittag im Bozener Dom als „Märtyrer des Glaubens in der dunklen Zeit der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs“. Unter den Mitfeiernden war auch eine große Gruppe aus Österreich, darunter die Diözesanbischöfe von Linz und Feldkirch, Manfred Scheuer und Benno Elbs, der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler sowie die beiden Linzer Altbischöfe Maximilian Aichern und Ludwig Schwarz.

Josef Mayr-Nusser

ORF

Wegen seiner Weigerung, den SS-Eid abzulegen, wurde Josef Mayr-Nusser 1945 zum Tod verurteilt

Der aus Bozen stammende Mayr-Nusser war nach dem deutschen Einmarsch 1944 zum Dienst bei der Waffen-SS eingezogen worden. Wegen seiner Weigerung, den SS-Eid abzulegen, wurde er zum Tod verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb er am 24. Februar 1945 an den Folgen der Misshandlungen und der Entkräftung während seiner Haft.

Aktualität des Vorbilds

Amato hob die Aktualität des Vorbilds Mayr-Nussers hervor, sich „den Götzen seiner Zeit entgegenzustellen“. Christen seien heute die am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit, so der Kardinal laut dem „Kathpress“ vorliegenden Predigtskript. Das Christentum sei Hass, Verfolgung und Widerspruch ausgesetzt; das Evangelium werde verspottet, Gläubige ausgegrenzt und das christliche Auffassungen über Mann und Frau, Ehe, Leben und Tod lächerlich gemacht. Amato sprach von einer „tödlichen Umzingelung“.

Personen wie Mayr-Nusser erinnerten hingegen an den „auch humanen Wert der christlichen Tugenden“. Er ermutige dazu, „Liebe zur Wahrheit und Respekt vor dem eigenen Gewissen zu zeigen“, so Amato. Das Beispiel Mayr-Nussers vermittle jene Freude eines konsequenten Glaubens, „die die Gesellschaft von den Krankheitskeimen des Bösen entgiftet“. Der neue Selige habe „allen, Freunden und Feinden, gezeigt, wie man die christliche Identität verteidigt, indem man dem eigenen Gewissen folgt“, sagte der Kardinal.

Zum Martyrium geprägt

Papst Franziskus nannte Mayr-Nusser in einer schriftlichen Würdigung, aus der Amato zitierte, einen „Laien, Familienvater, Gläubigen, der getreu dem Taufversprechen allein Christus als seinen Herrn anerkannte und dessen Zeuge er bis zur Hingabe seines Lebens war“.

Ein Martyrium sei kein Zufall, sagte Amato. Mayr-Nusser habe sich von zahlreichen theologischen Büchern prägen lassen, unter anderem auch den Briefen, die der englische Lordkanzler Thomas Morus (1478-1535), angeklagt und später hingerichtet wegen seines Widerstands gegen Heinrich VIII., aus dem Gefängnis geschrieben hatte. Die Verweigerung des Treueeids von Thomas Morus gegenüber Heinrich VIII. sei für Mayr-Nusser „zweifellos eine Inspiration für das schließliche ‚Nein‘ gegen Hitler“ gewesen, so Amato.

Mayr-Nusser war nach den Worten Amatos „stolz auf seine Identität als Katholik. Für ihn war der Katholizismus nicht eine formale, äußerliche Sache, sondern Quelle seines inneren Adels, Jünger Jesu und Sohn der Kirche zu sein.“ Nach Mayr-Nussers eigener Aussage sei für ihn das christliche Zeugnis „zugleich unsere Aufgabe und unsere Waffe“ gewesen.

Kein Wort der Klage

In seiner Predigt erinnerte der Kardinal an das Zeugnis des damaligen SS-Wachmanns Fritz Habicher, der seinerzeit den Gefangenentransport nach Dachau begleitete. Mayr-Nusser, schon schwer gezeichnet von der Entkräftung, habe kein Wort der Klage hören lassen, sondern für jede Hilfe seiner Begleiter mit einem „Vergelt’s Gott“ gedankt. Habicher schrieb später an die Witwe Mayr-Nussers, er habe das Gefühl, die zwei Wochen unter unmenschlichen Bedingungen mit einem Heiligen verbracht zu haben. „Jetzt ist er mein großer Fürsprecher bei Gott“, zitierte Amato aus dem Brief Habichers.

Nach einem rund elfjährigen kirchenamtlichen Verfahren hatte Papst Franziskus im Juli 2016 Mayr-Nusser als Märtyrer anerkannt. Am Gottesdienst zur Seligsprechung im Dom von Bozen nahmen neben Kardinal Amato als dem Gesandten des Papstes auch Diözesanbischof Ivo Muser und zahlreiche weitere Bischöfe und Priester teil. Aus Österreich waren Leser der Innsbrucker Kirchenzeitung „Tiroler Sonntag“ angereist, die zu einer Tagesfahrt unter der Führung von Diözesanadministrator Bürgler eingeladen hatte, weiters eine 30köpfige Delegation von Pax Christi Österreich.

Der Gedenktag für Mayr-Nusser soll künftig der 3. Oktober sein, der Jahrestag seiner Eidesverweigerung.

religion.ORF.at/KAP

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