Jubiläum: 27 EU-Regierungschefs beim Papst

Am Freitag und Samstag treffen sich 27 EU-Staats- und Regierungschefs in Rom, um den 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge - den Gründungsakt der Gemeinschaft - zu feiern.

Anlässlich der Feiern empfängt Papst Franziskus am Freitagabend die 27 - sie repräsentieren die EU ohne Großbritannien - in der Sala Regia des Apostolischen Palastes. Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nimmt am Empfang teil, Österreich wird von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) vertreten. Die Papst-Audienz sollte nicht als Versuch gedeutet werden, die EU als christliche Gemeinschaft zu definieren, erklärte im Vorfeld ein Kommissionssprecher.

Am Samstag findet in Rom die zentrale Veranstaltung zum 60. Jahrestag statt. Der Papst reist an diesem Tag zu einem Besuch nach Mailand und Monza. Mit den Römischen Verträgen wurde am 25. März 1957 in Rom die heutige EU gegründet.

Großes ökumenisches Gebet

Zum Jahrestag wird in Rom am Freitagabend auch ein großes ökumenisches Gebet abgehalten. Teilnehmer sind unter anderen der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Kurt Koch, der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz Nunzio Galantino, Sant’Egidio-Gründer Andrea Riccardi, der Dekan der Evangelisch-lutherischen Kirche Italiens Heiner Bludau sowie der rumänisch-orthodoxe Metropolit Siluan Span. Organisator des Gebets in der Kirche „Santi Apostoli“ ist das ökumenische Netzwerk „Gemeinsam für Europa“.

Der eigentliche EU-Festakt gipfelt am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung aller 27 Staats- und Regierungschefs auf dem Kapitol. Von dort soll trotz der zahlreichen Krisen ein Signal der Geschlossenheit und eine Vision der EU für die kommenden zehn Jahre ausgesendet werden. Auf dem Kapitol waren auch 1957 die Römischen Verträge unterzeichnet worden. Der Sondergipfel endet mit einem Mittagessen im Quirinalspalast auf Einladung von Italiens Präsident Sergio Mattarella.

Grundstein der heutigen EU

Die am 25. März 1957 in Rom unterzeichneten Verträge sind der Grundstein der heutigen EU. Es handelte sich um den Vertrag, mit dem die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) errichtet wurde, den EURATOM-Vertrag, mit dem die Europäische Atomgemeinschaft gegründet wurde, und um das Abkommen über gemeinsame Organe für die Europäischen Gemeinschaften. Letzteres legte fest, dass EWG, EURATOM und EGKS eine gemeinsame parlamentarische Versammlung (jetzt Europäisches Parlament), einen gemeinsamen Gerichtshof und einen gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialausschuss haben.

Unterzeichnet wurden die Römischen Verträge von den Vertretern der sechs Staaten Belgien (Außenminister Paul-Henri Spaak), Bundesrepublik Deutschland (Bundeskanzler Konrad Adenauer), Frankreich (Außenminister Christian Pineau), Italien (Ministerpräsident Antonio Segni), Luxemburg (Ministerpräsident Joseph Bech) und Niederlande (Außenminister Joseph Luns). Die Römischen Verträge traten zu Beginn des Jahres 1958 in Kraft.

Erinnerung an Treffen 2007

Vor zehn Jahren, 2007, hatten sich die EU-Staats- und Regierungschefs zum Jubiläum der Römischen Verträge in Berlin getroffen. Es handelte sich damals um 27 Länder, denn Kroatien war noch kein Mitglied (Beitritt 2013). In einer „Berliner Erklärung“ über die gemeinsamen Wurzeln, Werte und Herausforderungen der 27 Mitgliedstaaten bekannten sich die Regierungschefs zu einer großen Reform der EU bis zum Jahr 2009.

Kurz darauf brach allerdings die Finanzkrise und daran anschließend die Eurokrise aus. Sie führten die Europäische Union partiell in wirtschaftliche und soziale Turbulenzen. Weitere neue Probleme ergaben sich aus der Flüchtlingskrise, die antieuropäische politische Strömungen verstärkt hat, und durch das Resultat des Brexit-Referendums vom 23. Juni 2016, das die Weichen für einen EU-Austritt Großbritanniens gestellt hat.

religion.ORF.at/KAP

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