Krankenhaus-Seelsorge im ökumenischen Fokus

Die Krankenseelsorge wird einer der künftigen Schwerpunkte der Ökumene in Österreich sein. Das wurde bei der jüngsten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) deutlich.

Die Krankenseelsorge beziehungsweise Krankenhausseelsorge sei ein „Ernstfall der ökumenischen Zusammenarbeit“, hieß es im Anschluss an die Vollversammlung von Seiten des ÖRKÖ in einer Aussendung vom Freitag.

Die evangelische Pfarrerin Margit Leuthold, der evangelische Pfarrer Arno Preis, der katholische Kirchenrektor Albert de Souza und der orthodoxe Priester Nikolaus Rappert schilderten bei der ÖRKÖ-Tagung die Seelsorge-Situation im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH), das eines der größten Spitäler Europas mit 100.000 stationären und einer Million ambulanten Patientinnen und Patienten pro Jahr ist.

Optimale Bedingungen am AKH

Am AKH seien von der Stadt Wien optimale Bedingungen für die Seelsorge geschaffen worden; zugleich werde aber von der Krankenhausleitung, vom Personal, aber auch von den Kranken und deren Angehörigen gute ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit der Seelsorge-Einrichtungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften erwartet, hieß es vonseiten der Akteure.

Zwei Krankenhausangestellte betreten ein Spital in Niederösterreich

APA/Helmut Fohringer

Seelsorgliche Begleitung für Patienten und Personal

Derzeit gibt es im AKH eine katholische und eine evangelische Kapelle sowie einen jüdischen und einen islamischen Gottesdienstraum. Das katholische Krankenseelsorge-Sekretariat unterstützt auch die griechisch-orthodoxe und die koptisch-orthodoxe Krankenseelsorge (in der katholischen Kapelle gibt es einen Ikonen-Bereich), das evangelische Sekretariat die jüdische. Bewusst vermieden werden zeitgleiche Gottesdienste.

Dank- und ökumenische Gottesdienste

Es gibt ökumenische Gottesdienste der christlichen Kirchen am Beginn des Arbeitsjahres und in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, im Frühjahr und im Spätherbst ökumenische Trauer- und Gedenkgottesdienste, eine ökumenische Adventbesinnung, einen ökumenischen Gottesdienst zum Fest der heiligen Ärzte Cosmas und Damian sowie einen Dankgottesdienst der Transplantationspatienten, der aber jeweils in einer großen Kirche in einem der inneren Bezirke Wiens stattfindet.

An jedem Wochentag findet zudem ein ökumenisches Mittagsgebet statt, das an jeweils festgelegten Tagen von katholischen, evangelischen oder koptischen Seelsorgern gestaltet wird. In der katholischen Seelsorge im AKH gibt es sieben hauptamtliche und 20 ehrenamtliche Mitarbeiter, in der evangelischen drei hauptamtliche und drei bis sieben ehrenamtliche.

Orthodoxe Seelsorge wird ausgebaut

Die orthodoxe Krankenseelsorge wird ausgebaut, wie Nikolaus Rappert mitteilte. Dabei geht es einerseits um die eigenständige institutionelle Verankerung, andererseits werde auch die Einrichtung einer orthodoxen Kapelle im AKH angestrebt, so Rappert.

Als Aufgaben der Kranken- und Krankenhausseelsorge definierte Margit Leuthold den Einsatz für die Achtung der Würde des Lebens, die seelsorgliche Begleitung, die u. a. auch in religiösen Feiern zum Ausdruck kommt, und die Zusammenarbeit mit den im Spital tätigen Berufsgruppen. Von entscheidender Bedeutung sei die professionelle Ausbildung und Begleitung der Seelsorgerinnen und Seelsorger, die von der katholischen und der evangelischen Kirche gemeinsam durchgeführt wird, auch die orthodoxe Kirche nehme daran teil.

„Personalgemeinde Krankenhaus“

Pfarrer Preis unterstrich die Bedeutung der „Personalgemeinde Krankenhaus“. Zugleich würden im Krankenhaus Kirchen und Religionsgemeinschaften auch von Menschen wahrgenommen, die sich sonst mit Religion oder Spiritualität nicht auseinandersetzen.

Manche Verkrustungen des Vorurteils könnten dann aufgebrochen werden. Auch in diesem Zusammenhang sei das solidarische ökumenische Auftreten der Kirchen besonders wichtig, ebenso die guten Beziehungen zwischen christlichen und muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern.

religion.ORF.at/KAP

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