Demo Tausender Ultraorthodoxer in Israel

Tausende ultraorthodoxe Juden haben am Dienstag in Israel wegen des Militärdienstes demonstriert. Anlass war die Verhaftung eines Rabbinersohnes, der es verabsäumt hatte, sich bei einer Wehrdienststelle zu melden.

Der Militärdienst ist in Israel verpflichtend für alle. Junge Orthodoxe, die ihre Werte vor einem Rekrutierungsbüro erklären, können aber Ausnahmen von der Einziehung zum Militär erwirken. Wird diese Erklärung verweigert, kann die betreffende Person festgenommen werden.

Ultraorthodoxe Demonstration in Israel

APA/AP/Menahem Kahana

Ultraorthodoxe Demonstration in Israel

Ultraorthodoxe Führer sagten einem AP-Bericht vom Dienstag zufolge, ihre Gemeinschaften dienten dem jüdischen Staat durch religiöse Studien und Gebete. Sie fürchten, dass die Integration in die Armee ihren abgeschotteten, frommen Lebensstil gefährden würde.

Strenggläubige mit Privilegien

Die Privilegien der Strenggläubigen bezüglich der Militärpflicht gehen auf die Zeit zurück, als Israels Gründer einigen hundert begabten Studenten Ausnahmen gewährten, damit sie bei der Wiedererrichtung der durch den Holocaust zerstörten großen jüdischen Denkschulen helfen konnten. Doch seit damals stieg die Zahl der Ultraorthodoxen dramatisch an.

Elf Prozent Strengreligiöse

In Israel sind laut eines „Times of Israel“-Berichts vom Februar etwa elf Prozent der 8,5 Millionen Menschen strengreligiöse Juden. Sie leben zum Teil in eigenen Städten und Vierteln, wie Mea Shearim in Jerusalem. Grundsätzlich widmen sich die Männer dem religiösen Studium, die Frauen gehen arbeiten und versorgen die Familie.

Mädchen und Frauen tragen Röcke und züchtige Kleidung mit langen Ärmeln und geschlossenen Schuhen. Verheiratete Frauen bedecken ihr Haar mit einem Tuch oder einer Perücke (Scheitel). Männer und Frauen sitzen getrennt in der Synagoge, nicht verwandte Frauen und Männer meiden körperlichen Kontakt. Einige besonders radikale Gruppen lehnen den Staat ab, sie halten sich nur an Religionsgesetze und Weisungen ihrer Rabbiner.

„Sie wollen uns ändern“

Josef Berger, ein 26-jähriger Demonstrant, erzählte AP, dass seine Gemeinde „den Lebensstil, den wir während der letzten 2.000 Jahre lebten“, weiterführen will. „Sie sagen, es gehe um Gründe der Sicherheit und dass sie mehr Leute für die Armee brauchen, aber der wahre Grund ist, dass sie uns ändern wollen“, sagte Berger.

Die Demonstranten schwangen Transparente mit Aufschriften wie „Zwingt religiöse Juden nicht in die Armee“. Die Ausnahmen für Ultraorthodoxe sind in Israel umstritten. Sie führten unter der säkularen Mehrheit Israels zu Feindseligkeiten gegen die Strengreligiösen. Ihre Kinder - junge Frauen ebenso wie Männer - treten ihren mindestens zweijährigen Militärdienst gleich nach der Mittelschule an.

religion.ORF.at/AP

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