Hirtenkinder von Fatima heiliggesprochen

Am 100. Jahrestag der Marien-Erscheinung von Fatima hat Papst Franziskus zwei Hirtenkinder heiliggesprochen, denen damals die Heilige Jungfrau erschienen sein soll.

Der Papst vollzog den liturgischen und zugleich bürokratischen Akt am Samstag vor Hunderttausenden Gläubigen auf dem Platz vor dem Heiligtum in dem portugiesischen Wallfahrtsort. Bei der Messe sagte der Papst: „Wir sprechen die Seligen Francisco Marto und Jacinta Marto heilig und nehmen sie in die Liste der Heiligen auf.“

Papst Franziskus berichtete den Gläubigen, wie die Geschwister vor hundert Jahren die Erscheinung erlebt hätten. Die kleine Jacinta habe nicht an sich halten können und ihrer Mutter erzählt, die Gottesmutter gesehen zu haben. In den Folgemonaten erschien sie ihr, ihrem Bruder und ihrer Cousine Lucia dos Santos der Überlieferung zufolge weitere fünf Mal.

Papst Heiligsprechung Fatima

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Papst Franziskus hat in Fatima zwei Hirtenkinder heiliggesprochen

Offizielle Heilige

Jacinta wurde wie ihr Bruder Francisco Marto offiziell in den Kreis der Heiligen aufgenommen. Die beiden starben wenige Jahre, nachdem ihnen die in weiß gekleidete Muttergottes drei Prophezeiungen gemacht haben soll. Jacinta wurde neun, ihr Bruder zehn Jahre alt. Lucia dos Santos wurde später Nonne und starb 2005 im Alter von 97 Jahren. Ihre Heiligsprechung wird noch geprüft. Francisco und Jacinta sind die ersten Kinder, die heiliggesprochen wurden, ohne Märtyrer zu sein.

Mit der Zeremonie nimmt der Papst Francisco (1908-1919) und Jacinta Marto (1910-1920) ins Verzeichnis jener Verstorbenen auf, die in allen katholischen Kirchen weltweit verehrt werden dürfen. Die dritte Seherin, ihre Cousine Lucia dos Santos (1907-2005), lebte über Jahrzehnte als Ordensfrau in Coimbra. 1930 erkannte der Bischof von Leiria die Erscheinungen an.

Laut einer 1941 verfassten Niederschrift Lucias enthielt der erste Teil der sogenannten Geheimnisse von Fatima die Vorhersage eines weiteren Weltkrieges. Das zweite Geheimnis bestand laut Lucia darin, dass Russland sich nach einer Weihe an das „Unbefleckte Herz Mariens“ bekehren werde.

Seligsprechung im Jahr 2000

Den dritten Teil der Weissagung schrieb Lucia 1944 nieder und verfügte, dass der Text nicht vor 1960 veröffentlicht werden dürfe. Erst Johannes Paul II. publizierte das „dritte Geheimnis“ anlässlich der Seligsprechung von Jacinta und Francisco am 13. Mai 2000.

Der Text enthält auch die Vision eines „Bischofs in Weiß“, der von Schüssen getroffen zusammenbricht. Schwester Lucia und Johannes Paul II. sahen darin einen Bezug auf das Papstattentat vom 13. Mai 1981.

Aufruf zum Gebet für den Weltfrieden

„Als eine um die Nöte ihrer Kinder besorgte Mutter ist Maria hier mit einer Botschaft des Trostes und der Hoffnung für die sich im Krieg befindende Menschheit und die leidende Kirche erschienen“, hatte Franziskus am Freitag zum Auftakt seiner apostolischen Reise gesagt. Er rief die Gläubigen auf, täglich für den Frieden in der Welt zu beten.

Papst Messe Fatima

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Vor dem Heiligtum hat Papst Franziskus den Gottesdienst gefeiert

Franziskus traf am Samstag in Portugal auch mit Ministerpräsident Antonio Costa zusammen, nachdem er am Freitag nach seiner Ankunft in Monte Real vom Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa begrüßt worden war.

Pilger übernachteten in Schlafsäcken

Fatima ist mittlerweile einer der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorte weltweit. Jedes Jahr pilgern Millionen von Besuchern hierher.

Der Platz zwischen den beiden Basiliken von Fatima war bereits zwei Stunden vor dem Gottesdienst weithin gefüllt. Viele Pilger hatten mit Schlafsäcken oder einfachen Rettungsdecken auf dem Areal übernachtet. Franziskus war im Exerzitienhaus „Nossa Senhora do Carmo“ unmittelbar neben dem Wallfahrtsgelände untergebracht.

Grußwort an Kranke

Zu der Messe am Vormittag kamen auch 350 Kranke. An sie hat der Papst ein Grußwort gerichtet. Vor der Messe wollte Franziskus mit dem 104-jährigen Priester Joaquim Pereira da Cunha zusammentreffen, dem laut Medienangaben ältesten Geistlichen Portugals.

Cunho wurde am 8. Juli 1912 im nordportugiesischen Baiao geboren und ist damit nur wenig jünger als die Seherkinder von Fatima. Zum Priester geweiht wurde er 1937. Seinen Lebensabend verbringt er in einem Wohnheim für Geistliche in Porto.

Papst Fatima

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Papst Franziskus richtet Grußworte an alle Kranken

Im Anschluss an den Gottesdienst war für Papst Franziskus ein Mittagessen mit den Bischöfen des Landes vorgesehen. Nach der Verabschiedung am Militärflugplatz Monte Real, zu der Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa, Kirchenvertreter sowie etwa 700 Gläubige kamen, reiste Franziskus am Samstagnachmittag von Portugal zurück Richtung Rom.

religion.ORF.at/KAP/APA

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