Islam-Kindergärten: Muslime kritisieren Kurz-Aussage

Kritik für seine Forderung nach Schließung aller Islam-Kindergärten hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz unter anderen von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) geerntet.

Der Integrationsminister schüre „ein bisschen die Islamfeindlichkeit“, meinte IGGÖ-Sprecherin Sevgi Kircil im ORF-Mittagsjournal. Staatssekretärin Munar Duzdar (SPÖ) attestierte ihm „reine Schlagzeilenpolitik“.

Auch inhaltlich hält Kircil Kurz’ Wunsch nach Schließung der islamischen Kindergärten für „nicht sinnvoll“ - gebe es doch gute Gründe, warum muslimische Familien ihre Kinder dorthin schicken. So sei nicht in allen Kindergärten Halal-Essen gewährleistet und generell würden, wie Studien zeigten, muslimische Kinder in nicht-konfessionellen Einrichtungen im Bildungsverlauf benachteiligt.

„Bildungstechnisches Problem“

Wie Kurz sei sie jedoch der Meinung, dass die Qualität der Kindergärten erhöht gehört - aber nicht nur der islamischen, sondern aller, denn „es gibt ein bildungstechnisches Problem“. Es passiere schon sehr viel, um die Qualität auch der islamischen Kindergärten zu heben, merkte SPÖ-Staatssekretärin Duzdar an. So sei ein gemeinsames Projekt von Kurz mit der Stadt Wien im Laufen, es sei vereinbart, dass im Herbst eine Studie veröffentlicht wird.

Es gebe schon laufend Kontrollen, die auch zu Schließungen führten - und dies werde auch in Zukunft der Fall sein, „wenn es Probleme gibt“. Nicht zu verstehen sei, warum Kurz den gemeinsamen Weg nicht fortsetzen wolle - und stattdessen „nur Schlagzeilen produziert. Das hat mit seriöser Politik nichts zu tun“, sagte Duzdar zur APA. Wichtig wäre ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr für alle, dafür sollte sich Kurz einsetzen.

Aslan hält nichts von Kurz’ Forderung

Der Religionspädagoge Ednan Aslan hält „nichts“ von einer pauschalen Schließung aller islamischen Kindergärten. „Das ist keine Lösung“ und „solche Äußerungen helfen uns wenig“, sagt er laut „Presse“ zur Forderung von ÖVP-Chef Kurz. Richtig sei aber, dass man Qualitätsstandards für alle Kindergärten bräuchte.

Wenn ein Kindergarten Abwertung und Isolierung im Programm anbiete, sollte dieser auch mit Konsequenzen wie einer Schließung rechnen müssen. Aber es gebe einen legitimen Bedarf an Kindergärten mit islamischer Ausrichtung: „Wenn 15.000 Eltern eine religiöse Erziehung für ihre Kinder wollen, dann können wir das nicht ablehnen“, meinte der Religionspädagoge, der in den vergangenen Monaten gemeinsam mit anderen Experten an einer Studie über Islamische Kindergärten arbeitete - und zwar auf Initiative von Kurz und der Stadt Wien. Die Ergebnisse gibt es noch nicht, die Studie soll voraussichtlich im Herbst veröffentlicht werden.

Eine Vorstudie - nach Untersuchung erst eines kleinen Teils der islamischen Kindergruppen in Wien - hatte Aslan allerdings schon vor einem Jahr veröffentlicht. Er ortete darin Fehlentwicklungen, Kurz sprach damals von der Gefahr einer „islamischen Parallelgesellschaft“.

Islamische Kindergärten nur in Wien

Islamische Kindergärten gibt es derzeit nur in Wien, ergab unterdessen ein APA-Rundruf. Oberösterreich hat vor einem Jahr die Genehmigungsvorschriften verschärft, „um abgeschottete Kinderbetreuungseinrichtungen zu verhindern“, erklärte ÖVP-LH Thomas Stelzer. Die steirische Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) lehnt islamische Kindergärten ab „mit solchen Fehlentwicklungen, über die gerade diskutiert wird“.

Vorarlberg setze auf die integrative Betreuung der Kinder, teilte Landesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) mit. In Salzburg werden Einrichtungen, die sich nicht an Meinungs- und Religionsfreiheit sowie demokratischem Verständnis halten, nicht genehmigt, betonte die Grüne Landesrätin Martina Berthold. Ihre Tiroler Parteikollegin Christine Baur stellte sich gegen die „Vorverurteilung“, dass islamische Kindergärten nicht existieren dürften. Tirol gehe mit der Ausbildung islamischer Religionspädagogik einen anderen Weg. Islamische Kindergärten gibt es allerdings auch dort nicht.

religion.ORF.at/APA

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