Gedenkmesse in Frankreich für ermordeten Priester

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, hat am Mittwoch bei einer Gedenkmesse an den vor einem Jahr von Dschihadisten ermordeten französischen Priester Jacques Hamel erinnert.

„Der Hass hat nicht triumphiert und wird nicht triumphieren“, sagte Lebrun zu Beginn des Gottesdienstes, der Mittwochfrüh zur Todesstunde und am Todesort des Priesters in der Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray gefeiert wurde. Hamel sei ein „echter“ Vater für die Gemeindemitglieder gewesen und in diesem Sinn lebendiger als je zuvor.

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, auf einer Videowand, Gedenkmesse für Priester Jacques Hamel

APA/AFP/Damien Meyer

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, auf einer Videowand im Rahmen der Gedenkmesse für Priester Jacques Hamel

Präsident Macron anwesend

Die Ideologie könne junge Menschen in einen „Kreis der unkontrollierbaren Gewalt“ bringen, meinte Lebrun. Lügen, Neid, der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Ungerechtigkeit bedrohten den Wunsch nach friedlichem Zusammenleben. Hamel sei nicht alleine gestorben, sondern mit Jesus Christus. Er habe sich für die anderen hingegeben.

An der Gedenkmesse nahmen neben den Angehörigen auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sowie Vertreter der Muslime in Frankreich teil. Anschließend wurde zu Ehren Hamels ein Gedenkstein für Frieden und Brüderlichkeit vor der Kirche gesegnet. Am Abend findet eine Vesper in der neun Kilometer entfernten Basilika Notre-Dame von Bonsecours in Rouen statt.

Gewalt und Rache ausgeblieben

Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtete Erzbischof Lebrun, dass in Frankreich die Emotion um Hamels Mord nach wie vor sehr lebendig sei. „Was wir deutlich sehen, ist, dass dieser Tod auf eine ganz erstaunliche Weise Frieden gebracht hat.“

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, und der französische Staatspräsident, Emmanuel Macron, bei einer Gedenkmesse für den ermordeten Priester Jacques Hamel

APA/AFP/Charly Triballeau

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, und der französische Staatspräsident, Emmanuel Macron

Auch sonst einander gegenüberstehende Menschen wie der kommunistische Bürgermeister von Saint-Etienne-du-Rouvray oder auch die muslimischen Mitbürger würden gemeinsam mit den Christen das Gedenken an den Priester „wie in einer Familie“ teilen. Von muslimischen Vertretern geäußerte Befürchtungen, die Katholiken würden sie nach dem Attentat „nicht mehr lieben“, hätten sich nicht bewahrheitet, Gewalt und Rache seien ausgeblieben.

Auch unter Frankreichs Muslimen habe der Mord viel bewegt, so die Beobachtung Lebruns. „Die ganz große Mehrheit der Muslime sagt heute: dieser Terrorismus, das ist nicht der Islam.“ Die Anstrengungen in den muslimischen Gemeinden, dem Fundamentalismus entgegenzutreten, hätten zugenommen.

Weltweites Entsetzen

Der 85-jährige Jacques Hamel war am 26. Juli 2016 während eines Gottesdienstes in der Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray von zwei Dschihadisten brutal getötet worden. Die Tat sorgte international für Entsetzen.

Foto von Jacques Hamel

APA/AFP/Marco Zeppetella

Foto des Ermordeten Priesters Hamel

Papst Franziskus setzte kurz nach Hamels Tod die vorgeschriebene Fünf-Jahres-Frist bis zum möglichen Beginn eines Seligsprechungsverfahrens aus; im April wurde das Verfahren für Hamel offiziell eröffnet. Die Seligsprechung ist eine Vorstufe zur Heiligsprechung. Ein Seliger darf im Unterschied zum Heiligen nur auf lokaler Ebene verehrt werden. Hamel gilt für viele als Vorzeigemärtyrer des 21. Jahrhunderts.

Erzbischof Lebrun hob im „Radio Vatikan“-Interview die „Einfachheit“ von Pere Hamel hervor. Er sei ein Priester gewesen, „der täglich die Messe feierte, der treu das Stundengebet betete, Sakramente spendete, taufte und verheiratete und Beerdigungen vornahm, jede Woche die Kinder in Religion unterrichtete. Er lebte sehr einfach.“ Die Bescheidenheit des Priesters habe die Menschen berührt.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu: