Vatikan: Migration als Chance für Entwicklung sehen

Unter den richtigen Vorbedingungen kann Migration zur nachhaltigen Entwicklung beitragen: Das sagte der Flüchtlingsbeauftragte des Vatikans, Michael Czerny, in einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York.

Vorrangiges Anliegen der Weltgemeinschaft müsse es sein, durch Förderung der Entwicklung betroffener Regionen dafür zu sorgen, dass niemand zur Migration gezwungen sei. Weiter sei es aber auch wichtig, Migranten willkommen zu heißen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren, da davon die Ankunfts- wie auch die Herkunftsgesellschaft profitiere.

Czerny äußerte sich am Montag bei dem bisher vierten Vorbereitungstreffen für ein weltweites Abkommen über Migration und Flucht, das die UNO nächstes Jahr verabschieden will. Der kanadische Jesuitenpater ist Untersekretär der von Papst Franziskus persönlich geleiteten Abteilung für Migranten und Flüchtlinge an der neuen päpstlichen Großbehörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Fehlen nachhaltiger Entwicklung

Die großen Migrationen der Gegenwart seien in erster Linie auf das Fehlen oder den Zusammenbruch von Säulen nachhaltiger Entwicklung zurückzuführen, sagte Czerny. Dazu gehörten etwa die Armut, Hunger, Gewalt, das Fehlen von qualifizierten Arbeitsstellen, die Zerstörung der Umwelt wie auch Dürrekatastrophen oder auch schwache und korrupte Staaten.

Die Staatengemeinschaft müsse das Recht gewährleisten, dass Menschen „in Würde, Frieden und Sicherheit in ihrem Heimatland bleiben“ und selbst an dessen Entwicklung arbeiten könnten, stellte der Flüchtlingsbeauftragte des Vatikans klar. Wenn schon Migration, so solle sie freiwillig und nicht aus Not geschehen.

Großer Verlust für Heimatländer

Derzeit sei die Migration ein großer Verlust für die Heimatländer, da besonders die jungen, talentierten, mutigen und hoffnungsvollen Menschen diesen riskanten Schritt etwa der Mittelmeer-Überquerung wagen würden, bemerkte der Jesuit.

Ob diese Entscheidung langfristig aber doch noch sowohl der Heimat wie auch dem Zielland zugutekommen könne, hänge stark von der Art der Aufnahme ab. Eine „win-win“-Situation gelinge am ehesten dann, wenn Migranten als Menschen behandelt würden; aufnehmende Staaten sollten sie nicht als „Objekte der Nothilfe“ sehen, sondern als „würdige Subjekte ihrer eigenen Entwicklung“.

Wertvolle Fähigkeiten, keine Ausbeutung

Migranten verfügten über wertvolle Bildung, Fähigkeiten, Ehrgeiz, Erfahrungen und kulturelles Wissen, bei welchen weitere Bildungs-und Trainingsmaßnahmen ansetzen könnten, so der Vatikan-Vertreter. Wichtig sei darauf zu achten, dass sie nicht ausgebeutet würden, sowie dass die aufnehmenden Gemeinschaften Unterstützung für diese Aufgabe erhielten.

Gleichzeitig dürfe die Politik aber auch benachteiligte Gruppen vor Ort nicht vernachlässigen, ebenso wie Migranten auch selbst Werte, Traditionen und Gesetze in den aufnehmenden Ländern zu respektieren hätten. Würden diese Punkte gewährleistet, könnten „friedliche und inklusive Gesellschaften entstehen, die die nachhaltige Entwicklung fördern“.

religion.ORF.at/KAP

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