Theologe kritisiert „unklare Rolle“ von Benedikt XVI.

Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisiert die aus seiner Sicht „unklare“ Rolle von Benedikt XVI. Er fordert eine eindeutige kirchenrechtliche Klärung, welche Rolle ehemalige Päpste spielen sollen.

Mit Blick auf mögliche weitere Papst-Rücktritte sollte es zumindest für die Zukunft eine solche Regelung geben, so Schüller am Sonntag im Sender WDR. „Es darf eben in der römisch-katholischen Kirche nur einen Papst geben, und von daher ist es sehr missverständlich, dass man anlässlich des Rücktritts von Benedikt XVI. diese neue Sprachform eines emeritierten Papstes eingeführt hat.“ Das führe nur zur „Verunklarung“.

Kardinals- statt weißes Papst-Gewand

Unter anderem schlug der Kirchenrechtler vom Institut für Kanonisches Recht der Universität Münster vor, bei einem Rücktritt das Wahlamt des Papstes deutlich sichtbar zurückzugeben - etwa indem man das weiße Papst-Gewand wieder gegen die Kleidung eines Kardinals tauscht und auch den Fischerring als Zeichen des Petrusamtes ablegt.

Benedikt XVI. und Papst Franziskus im Februar 2015 bei einer Messe im St.-Petersdom

Reuters/Tony Gentile

Der Theologe Schüller kritisiert u. a. die Kleidung des emeritierten Papstes

„Die weiße Kleidung ist ausschließlich dem amtierenden Papst vorbehalten“, betonte Schüller, und wenn es zwei oder gar noch mehr Männer im Papst-Gewand gebe, könne das zur Verwirrung unter vielen Gläubigen führen.

Nicht so zurückhaltend wie angekündigt

Man müsse dazusagen, dass Papst Franziskus sehr entspannt mit der Situation umgehe und offenbar ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vorgänger habe, so der Kirchenrechtler weiter. Für problematisch halte er aber, dass sich Benedikt XVI. nicht immer so zurückhalte, wie er es bei seinem Rücktritt angekündigt habe.

Besonders kritisch sei, dass der zurückgetretene Papst sich „eben dann doch hat überreden lassen, nochmal ein Interviewbuch zu machen“, in dem er sich auch zu aktuellen kirchenpolitischen Themen äußere.

Das passe nicht zusammen und werfe viele Fragen auf, kritisierte Schüller: „Da fragt man sich: Wer berät ihn? Wer steht da im Hintergrund? Und warum tut er dies? Weil das natürlich offenkundig eklatant gegen das steht, was er selbst gesagt hat: Ich halte Stille, ich bete für meinen Nachfolger und die Kirche, und ansonsten führe ich ein zurückhaltendes Leben in der Stille.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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