Plattform will flächendeckenden Ethikunterricht

Eine Gruppe von Wissenschaftlern, Politikern und Aktivisten fordert die flächendeckende Einführung des Ethikunterrichts - darunter der Grünen-Bildungssprecher Harald Walser und Eytan Reif von der Initiative Religion ist Privatsache, der auch für die Liste Pilz kandidiert.

Trotz guter Erfahrungen mit Schulversuchen sei in Sachen flächendeckender Ethikunterricht seit Jahren nichts unternommen worden, kritisierten Reif, Walser sowie die Wissenschafter Heinz Mayer und Anton Bucher bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Vom Religionsunterricht abgemeldete Schüler haben derzeit ohne Schulversuch eine Freistunde. In Schulen mit Schulversuch müssen sie dagegen verpflichtend am Ethikunterricht teilnehmen - was tendenziell die Attraktivität der Abmeldung vom Religionsunterricht einschränkt.

„Mündige Bürger“ durch Ethikunterricht

Zwar gibt es nach wie vor feine Unterschiede in den Forderungen. Die etlichen Schulversuche, die seit 20 Jahren unternommen werden, sollen aber endlich allgemein greifen, forderte die Plattform. Ein Fach „Ethik und Religionen“ schwebt dabei Bucher, der an der Universität Salzburg lehrt, vor. Der Religionspädagoge und Erziehungswissenschaftler hat bereits 2001 eine vom Bildungsministerium in Auftrag gegebene Evaluation der Schulversuche durchgeführt.

Seitdem sei so gut wie nichts geschehen, bedauerte auch Verfassungsrechtler Mayer „die traurige Geschichte des Ethik-Unterrichts“. Seine Befürchtung: Mündige und kritische Bürger seien der „politischen Herrschaft unangenehme Partner“. Heranwachsende sollten sich nicht mit einfachen Antworten begnügen. Werterelativismus gehöre etwa den Lehren monotheistischer Religionen, die potenziell autoritäre Strukturen berücksichtigten, gegenübergestellt.

Religionsunterricht „nicht in Hinterhöfen“

Auch Walser fordert die baldige Einführung eines Ethikunterrichts, auch wenn es weiterhin konfessionellen Religionsunterricht auf freiwilliger Basis geben solle, denn: „Wir dürfen den Religionsunterricht nicht in die Hinterhöfe verlagern.“ Vor allem in Zeiten politischer Agitation mit oder auch durch den Islam sei der Bedarf umso größer. „Da haben wir Handlungsbedarf“, so der Grüne. Eltern und Lehrer würden das Thema zudem viel pragmatischer sehen als die Politik.

Laut Reif von der Initiative Religion ist Privatsache ist der derzeit praktizierte Religionsunterricht - mit Möglichkeit zur Abmeldung - „historisch gewachsen, aber unredlich“. Es gehe auch nicht darum, Wissen über Religionen nicht zu vermitteln, sondern auch Gegenthesen zu vermitteln. Für Reif gehört auch das Lehrpersonal strikt getrennt: „Entweder Ethik oder Religion, aber nicht beides“, meint er. Selbst trennt er den Auftritt mit Walser von seinem Engagement für die Liste Pilz, wie er sagte.

religion.ORF.at/APA

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