Trotz Kritik: Belgischer Orden erlaubt weiter Sterbehilfe

Der belgische Orden „Broeders van Liefde“ (Brüder der Nächstenliebe) ändert trotz Drohungen aus dem Vatikan seinen Standpunkt zu aktiver Sterbehilfe für Menschen mit psychischen Leiden in den unter seiner Trägerschaft stehenden Kliniken und Pflegeheimen nicht.

Der Schutz des Lebens sei in den Einrichtungen immer noch eine Grundpriorität, auch wenn man nun die Entwicklungen bei diesem Thema in der Gesellschaft berücksichtige, argumentierten die Ordensvertreter laut belgischen Medienberichten am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Gent. Sie zeigten sich überzeugt, dass die veränderte Position auch mit der Lehre der katholischen Kirche übereinstimme.

In Belgien ist aktive Sterbehilfe unter bestimmten Umständen kein Straftatbestand. Auch Patienten mit „unerträglichen“ psychischen Leiden können Sterbehilfe beantragen. Ärzte kritisieren jedoch immer wieder, dass es keine objektiven klinischen Kriterien für eine unheilbare psychische Krankheit gebe.

Vatikan verlangte Aus für Sterbehilfe

Der Aufsichtsrat der Kliniken der „Broeders van Liefde“ hatte im Frühjahr beschlossen, künftig den Ärzten seiner 15 Einrichtungen aktive Sterbehilfe bei psychiatrischen Patienten zu erlauben, und zwar in Fällen, in denen es „keine vernünftige alternative Behandlung“ gebe, wie es hieß. Der Obere des weltweit 603 Mitglieder in 31 Ländern zählenden Ordens, Rene Stockman, verlangte nach Bekanntwerden der Entscheidung vom belgischen Zweig der Gemeinschaft eine Rückkehr zur kirchlichen Linie beim Thema Sterbehilfe.

Unterstützt vom Vatikan forderte Stockman vom Vorstand der Krankenhäuser in Ordensträgerschaft, sich von aktiver Sterbehilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu distanzieren. Ansonsten müsse sich der Orden von dem Verein trennen, der die 15 Kliniken betreue. „Das wäre sehr schlimm, weil 15 unserer psychiatrischen Krankenhäuser ihre katholische Identität verlieren würden“, sagte Stockman damals in einem Interview.

Belgische Bischöfe dagegen

Auch die belgischen Bischöfe äußerten sich gegen aktive Sterbehilfe bei psychischen Leiden. „Wir können nicht zustimmen, dass aktive Sterbehilfe bei Patienten mit psychischen Leiden praktiziert wird“, erklärte die Bischofskonferenz.

Seit der Gründung in Gent 1807 engagiert sich der Orden „Broeders van Liefde“ besonders in der Pflege von psychisch Kranken. In Belgien betreuen sie 5.500 Patienten; sie sind in Flandern für ein Drittel der Betten im Bereich psychischer Erkrankungen verantwortlich.

religion.ORF.at/KAP

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