Vatikan geht Berichten über Missbrauch nach

Der Vatikan hat nach jüngsten Berichten über homosexuelle Handlungen in einem Jugendseminar eine Untersuchung eingeleitet. Das teilte der Heilige Stuhl am Samstag mit.

Hintergrund ist ein Anfang November erschienenes Buch des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi über Verfehlungen in der römisch-katholischen Kirche.

In dem Buch mit dem Titel „Peccato originale“ (Erbsünde) schreibt Nuzzi unter anderem, ein früherer Seminarist und heutiger Priester habe in dem Präseminar St. Pius X. einen Priester beim Oralsex mit einem Mitbewohner gesehen. In dem im Vatikan gelegenen Seminar werden Buben im Alter von 11 bis 14 Jahren auf eine mögliche spätere Ausbildung als Priester vorbereitet.

Gianluigi Nuzzi nach seiner Befragung im Vatikan

AP/Alessandra Tarantino

Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi schreibt über Verfehlungen in der römisch-katholischen Kirche

Bereits mehrere Untersuchungen

In der Mitteilung des Vatikan vom Samstag heißt es, schon seit 2013 seien mehrere Untersuchungen in dem Jugendseminar eingeleitet worden, die aber zu nichts führten. „Im Angesicht kürzlich aufgetauchter neuer Elemente ist eine neue Untersuchung im Gange, um volles Licht hinter das zu bringen, was wirklich geschehen ist.“

Nuzzi hat sich in Italien einen Namen als Enthüllungsjournalist gemacht, der echte oder vermeintliche Vatikan-Skandale ausgräbt. 2012 hatte er mit der Publikation vertraulicher Dokumente aus der Kurie den ersten sogenannten „Vatileaks“-Skandal ausgelöst. Im Herbst 2015 veröffentlichte er ein Buch über Geldverschwendung in der Kurie. Dafür wurden er und sein Kollege Emiliano Fittipaldi, der zeitgleich ein Buch zum selben Thema herausbrachte, im Vatikan vor Gericht gestellt, aber freigesprochen.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: