Vatikan ermittelt gegen gefeuerten IOR-Funktionär

Der stellvertretende Leiter der Vatikanbank, Giulio Mattietti, soll wegen der Vergabe vertraulicher Informationen des IOR an den im Juni gefeuerten Generalrechnungsprüfer des Vatikans, Libero Milone, entlassen worden sein.

Dss berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitag-Ausgabe). Der Vatikan bestätigte die Einleitung einer internen Untersuchung gegen Mattietti, dem „administrative Verstöße“ vorgeworfen werden. Milones Anwälte dementierten jedoch, dass ihr Mandant vertrauliche Dokumente von Mattietti erhalten habe, den er nicht kenne.

Aus Vatikan hinauseskortiert

Mattietti sei am Montag aus dem Vatikan hinauseskortiert worden, aus Sorge, er könne weitere vertrauliche Dokumente mitnehmen. Seine Entlassung sei von sechs Kardinälen beschlossen worden, die der Aufsichtskommission des IOR angehören, berichtete das Blatt. Zu den Kommissionsmitgliedern zählt auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn.

Berichte über „Terrorklima“

Nicht ausgeschlossen wird, dass Mattietti mit seinem Vorgesetzten Gianfranco Mammi, Generaldirektor des IOR, in Konflikt geraten sei. Laut „Corriere“ könnten weitere Vatikanbank-Angestellte entlassen werden. Die Zeitung zitierte anonym Mitarbeiter, die von einem „Terrorklima“ bei der Vatikanbank sprachen.

In den nächsten Tagen könnte die im Sommer eingeleitete Untersuchung gegen Milone abgeschlossen werden. Dieser wird verdächtigt, hohe Beamte des Kirchenstaats ausspioniert zu haben. Milone warf dem Vatikan daraufhin vor, ihn zum Rücktritt gedrängt zu haben, weil seine Ermittlungen möglicherweise illegale Aktivitäten aufgedeckt hätten.

Mattiettis Entlassung wirft weitere Fragen zu den Reformplänen des Papstes für die Finanzen des Heiligen Stuhls auf. Gründe für seine Entlassung hatte der Vatikan nicht genannt.

religion.ORF.at/APA

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