Papst: Indigene sollen eigene Kultur bewahren

Papst Franziskus hat die Völker Lateinamerikas zu Stolz auf ihre kulturelle und soziale Vielfalt aufgerufen. Indigene, Afroamerikaner, Mestizen, Campesinos oder Bewohner der Vorstädte dürften sich ihren größten Reichtum nicht nehmen lassen.

Das sagte der aus Buenos Aires stammende Papst am Dienstagabend im Petersdom in Rom bei einer Messe zu Ehren der „Virgen de Guadalupe“, der Schutzpatronin Lateinamerikas. Es gelte einer „ideologischen Kolonialisierung“ Widerstand zu leisten.

Warnung vor kultureller Homogenisierung

Franziskus warnte in dem auf Spanisch gehaltenen Gottesdienst vor Versuchen einer kulturellen Homogenisierung. Wenn sich die Lateinamerikaner „unter attraktiven Slogans“ eine einheitliche Weise des Denkens, Empfindens und Lebens auferlegen ließen, machten sie das Erbe ihrer Vorfahren steril und brächten vor allem die junge Generation um ein Zugehörigkeitsgefühl.

Papst Franziskus feiert eine Messe in der Peterskirche in Rom zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe

APA/AP/Gregorio Borgia

Papst Franziskus feierte eine Messe in der Peterskirche in Rom zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe

Auch die Kirche Lateinamerikas müsse ein Gesicht von Mestizen, Indigenen und Kleinbauern ebenso wie das Gesicht von Armen, Arbeitslosen, Kindern und Alten tragen, so der Papst. Niemand dürfe sich beschämt oder wertlos fühlen. Er erinnerte dabei auch an die Ureinwohner und Afroamerikaner, die „vielfach nicht mit Würde und Gleichheit behandelt“ würden, an benachteiligte Frauen, junge Menschen ohne angemessene Bildungs- und Zukunftschancen, Vertriebene, Landlose und minderjährige Opfer von Sextourismus.

„Sterilität“, die das Leben lähmt

Franziskus beklagte bei ihnen das Gefühl einer „Sterilität“, die das Leben lähme. Diese Sterilität könne „viele Namen und Formen annehmen, jedes Mal, wenn ein Mensch in seinem Fleisch die Scham empfindet, sich stigmatisiert zu sehen oder wertlos zu fühlen“. Der „Traum Gottes“ sei niemals, seine Kinder zu stigmatisieren oder mit Scham zu erfüllen, so der Papst.

Pilger bei der Marienwallfahrt in Guadalupe, Mexiko

APA/AP/Marco Ugarte

Pilger bei der Marienwallfahrt in Guadalupe, Mexiko

Von 15. bis 21. Jänner 2018 wird das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nach Chile und Peru reisen. Dort stehen unter anderem auch mehrere Begegnungen mit indigenen Menschen auf dem Programm.

Größter katholischer Pilgerort

Die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe geht auf Marienerscheinungen im 16. Jahrhundert in Mexiko zurück. Die Legende um die Jungfrau geht auf das Jahr 1531 zurück. Eine dunkelhäutige Maria soll einen indigenen Mann nahe Mexiko-Stadt mit dem Bau einer Kapelle beauftragt haben.

Johannes Paul II. (1978-2005) ernannte sie zur Schutzheiligen Süd- und Nordamerikas und führte den 12. Dezember als allgemeinen katholischen Gedenktag ein. Die Basilika Santa Maria de Guadalupe in Mexiko-Stadt, die das Gnadenbild der Muttergottes bewahrt, gilt als größter katholischer Pilgerort weltweit.

Auf dem Rückweg von der Marienwallfahrt, zu der mehrere Millionen Menschen angereist waren, verunglückten am Dienstag elf Pilger tödlich bei einem Autounfall.

religion.ORF.at/KAP

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