Tschechien: Kirche sieht „ausgeglichenen Zweikampf“

Zurückhaltend haben die tschechischen katholischen Bischöfe den Ausgang des ersten Wahlgangs um die Präsidentschaft in ihrem Land kommentiert. Der Generalsekretär der Tschechischen Bischofskonferenz sehe einem „ausgeglichenen Zweikampf“ entgegen.

Er sei erfreut über die für tschechische Verhältnisse mit rund 62 Prozent hohe Wahlbeteiligung und sehe einem „ausgeglichenen Zweikampf“ in der Stichwahl in zwei Wochen entgegen, sagte der Generalsekretär der Tschechischen Bischofskonferenz, Stanislav Pribyl, in einer ersten Stellungnahme.

Aufruf zum Urnengang

Er sei erfreut, dass sich die Position von Amtsinhaber Milos Zeman mit einem Stimmenanteil von 38,6 Prozent als nicht so stark erwiesen habe, wie zunächst prognostiziert. Dies werde im zweiten Wahlgang einen ausgeglichenen Zweikampf ermöglichen. Die Bischofskonferenz ruft die Bevölkerung zugleich auf, auch in zwei Wochen von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.

Die Wahlen hätten in seinen Augen „einen talentierten Kandidaten“ in der Person des Diplomaten Pavel Fischer hervorgebracht, der trotz seiner kurzfristigen Kandidatur mit 10,2 Prozent den dritten Platz zu erreichte. Auch das Ergebnis des mit 8,8 Prozent fünftplatzierten Marek Hilser sei für ihn „ein positives Ergebnis“.

Den Erfolg des früheren Präsidenten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Jiri Drahos, der mit seinen 26,6 Prozent das amtierende Staatsoberhaupt im zweiten Wahlgang herausfordern wird, kommentierte der Generalsekretär nicht. Die beiden von ihm erwähnten Kandidaten Fischer und Hilser haben Drahos noch am Wahlabend ihre Unterstützung für die zweite Runde zugesichert.

Bereits in ihrem Wahlaufruf vom 7. Jänner hatten die tschechischen Bischöfe den Gläubigen ans Herz gelegt, sie mögen ihre Wahl jenen Kandidaten wählen, „der die Bedeutung der christlichen Werte für die Gesellschaft wertschätzt und die Wahrheit und Nächstenliebe achtet“. Weiters gehe es um „Anständigkeit im öffentlichen Leben, Stabilität der Familie und Schutz des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen“ als Anliegen der Kirche, deren Unterstützung sie vom nächsten Staatsoberhaupt wünsche.

Halik: Mythos Zeman ist gebrochen

Deutlich parteiischer fielen indes die Kommentare des Theologen und Soziologen Tomas Halik sowie des Provinzials des Dominikanerordens, Benedikt Mohelnik, aus: Der „Mythos des unschlagbaren Zeman“ sei gebrochen, freute sich der für seine Zeman-kritische Haltung bekannte Halik.

„Wenn sich alle Bürger, die sich dafür verantwortlich fühlen, dass wir zur westlichen demokratischen Kultur gehören, jetzt verbünden und Drahos wählen“, hätten sie „die einzigartige Chance, den Schmutz und die Schande von der Prager Burg abzuwaschen und dem Abgrund der Zeman-Babis-Mafia zu entkommen, die uns aus Europa in den wilden Osten zerren möchte“, wählte der Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie, Halik, drastische Worte.

Wahlempfehlung des Dominikaner-Provinzials

Dominikaner-Provinzial Mohelnik schlug in die gleich Kerbe und konstatierte, Präsident Zeman verdiene es „objektiv nicht, dass ihm aufrechte Christen ihre Stimme geben“, so Mohelnik auf der Website des Ordens. Zeman habe in den fünf Jahren seiner Präsidentschaft gezeigt, „dass er die Wahrheit nicht für wirklich wichtig hält, dass er die Gerechtigkeit nicht schätzt und die Freiheit der anderen nicht respektiert“.

Er führe als Präsident „seine Mitbürger nicht zu einem edlen Verhalten, sondern stelle im Gegenteil mit seinen Auftritten die grundlegenden bürgerlichen Tugenden in Frage, indem er in den Menschen niedrige Regungen und egoistische Interessen weckt“.

Der amtierende Staatschef Milos Zeman hatte am Samstag die erste Runde der Präsidentschaftswahl klar gewonnen. Laut vorläufigen Ergebnissen, die auf der Auszählung von über 99 Prozent der Wahllokale basieren, erhielt Zeman 38,6 Prozent der Stimmen.

Auf Platz Zwei mit 26,6 Prozent landete erwartungsgemäß der frühere Direktor der Wissenschaftsakademie, Jiri Drahos. Da keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen bekommen hat, wird es in zwei Wochen eine Stichwahl zwischen Zeman und Drahos geben.

Die Stichwahl dürfte indes sehr spannend werden, da die Kandidaten auf den Plätzen drei bis sechs sowie ihre Wähler eher Drahos bevorzugen. Zeman gewann in allen Landesteilen außer in Prag. In der Hauptstadt sowie bei den Auslandstschechen führte hingegen Drahos.

religion.ORF.at/KAP