Papst trifft in Chile Präsidentin

Zum Auftakt seiner sechsten Lateinamerika-Reise ist Papst Franziskus am Montagabend in Chile eingetroffen. Am Dienstag trifft er zunächst Chiles scheidende Präsidentin Michelle Bachelet sowie Priester, Bischöfe und Ordensleute.

Es ist die 22. Auslandsreise von Papst Franziskus und sein sechster Besuch in Lateinamerika; für Chile ist es der zweite Papstbesuch nach der Visite von Johannes Paul II. im Jahr 1987. Rund 9.000 Sicherheitskräfte sind zur Sicherheit des Papstes an den chilenischen Stationen der Reise im Einsatz. Nach Brandanschlägen am Wochenende auf Kirchen in Santiago de Chile wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Ein Schwerpunkt des einwöchigen Besuchs in Chile und Peru liegt auf Begegnungen des katholischen Kirchenoberhaupts mit den Nachfahren der Ureinwohner. Chile ist nach einer jüngst veröffentlichten Umfrage das Land Lateinamerikas mit dem größten Anteil an nicht religiöser Bevölkerung.

Auf dem Rollfeld wurde Franziskus von Staatspräsidentin Bachelet empfangen. Ebenfalls kamen zur Begrüßung Santiagos Kardinal Ricardo Ezzati sowie der Vorsitzende der Chilenischen Bischofskonferenz, Militärbischof Santiago Silva Retamales, sowie weitere Vertreter von Staat und Kirche. Zwei Kinder in traditioneller Kleidung übergaben dem Papst Blumen. Reden waren nicht vorgesehen.

Abweichend vom Programm besuchte der Papst nach seiner Ankunft noch kurz das Grab des Jesuiten und Weihbischofs Enrique Alvear Urrutia (1916-1982) in der Hauptstadt-Pfarre San Luis Beltran. Der Bischof hatte sich besonders für Arme und Benachteiligte eingesetzt und galt als scharfer Kritiker der Pinochet-Diktatur; ein Seligsprechungsverfahren für ihn wurde 2012 eingeleitet. Am Fahrtweg des Papstes demonstrierten Chilenen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche.

Kurzer Gruß an Landsleute

Beim Hinflug am frühen Montagabend (Ortszeit) hatte der Papst erstmals sein Heimatland Argentinien überflogen und ein Grußtelegramm an Staatspräsident Mauricio Macri gesendet: „Während meines Flugs durch den argentinischen Luftraum sende ich Ihnen freundliche Grüße. Allen Menschen meines Heimatlandes schicke ich von Herzen gute Wünsche und versichere sie meiner Nähe und meines Segens.“

Papst Franziskus auf dem Flughafen Santiago de Chile mit Jugendlichen

APA/AP/L'Osservatore Romano

Papst Franziskus auf dem Flughafen Santiago de Chile

Dafür, dass das Telegramm an Macri war mit einer gewissen Spannung erwartet worden war, ist der Text relativ nüchtern gehalten. Dass Papst Franziskus in seiner knapp fünfjährigen Amtszeit Argentinien bisher nicht besucht hat, wird im Land auch mit zunehmender Ungeduld registriert. Anders als bei anderen Telegrammen beendete der Papst seinen Gruß an Macri und die Argentinier mit seiner üblichen Bitte, für ihn zu beten.

Offizielle Gründe, warum Franziskus Argentinien bisher noch nicht als Papst besucht hat, gibt es nicht. Verschiedene Weggefährten und Beobachter vermuten unter anderem, er fürchte, in innerargentinischen politischen Streitigkeiten instrumentalisiert zu werden.

Papst Franziskus hält seine erste Messe in Chile

Am Nachmittag (Mitteleuropäischer Zeit) hält der Papst in Santiago de Chile die erste Messe seiner Reise nach Lateinamerika. Etwa 400.000 Menschen werden zur Eucharistiefeier auf dem Parque O’Higgins in der chilenischen Hauptstadt erwartet.

Am Mittwoch reist der Papst in die südchilenische Region La Araucania, die Heimat der Mapuche. Der 81-jährige Papst will dort eine Delegation der Indigenen treffen, die sich seit Jahren zum Teil mit Gewalt gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer angestammten Gebiete wehren. Zu einem Gottesdienst auf einem Luftwaffenstützpunkt in Temuco werden wieder etwa 400.000 Gläubige erwartet. Auch ein Besuch in einem Frauengefängnis und ein Treffen mit Priestern und Ordensleuten, Bischöfen und Mitbrüdern aus dem Jesuitenorden sind vorgesehen.

Ab Donnerstag in Peru

Die zweite Station seiner Lateinamerikareise führt den Papst am Donnerstag nach Peru. Dort erwartet ihn eine aufgeheizte innenpolitische Atmosphäre. Die vorzeitige Freilassung des wegen Menschenrechtsverletzungen inhaftierten ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori hatte in den vergangenen Wochen Proteste hervorgerufen. Am Freitag will sich Franziskus im Süden des Landes mit Vertretern von Amazonas-Völkern treffen.

Für Samstag ist eine weitere Papstmesse im Küstenort Huanchaco nahe der Stadt Trujillo geplant. Ein Gottesdienst auf einem Luftwaffenstützpunkt in Lima, zu dem mehr als eine Million Gläubige erwartet werden, bildet am Sonntag den Abschluss der Papst-Reise.

Es ist bereits der sechste Besuch des Papstes in Lateinamerika. Während dieser Reisen machte Franziskus in Brasilien, Ecuador, Bolivien, Kuba, Mexiko, Paraguay und Kolumbien Station. Die Gläubigen in seinem Heimatland Argentinien warten hingegen immer noch auf einen Besuch „ihres“ Papstes.

religion.ORF.at/AFP/APA/dpa/KAP

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