D: Kirche soll transparenter mit Geld umgehen

Nach dem jüngsten Finanzskandal im Bistum Eichstätt und finanziellen Schwierigkeiten in weiteren Bistümern soll die katholische Kirche in Deutschland sorgsamer mit dem Geld umgehen. Die Finanzen stehen auch auf der Tagesordnung der Vollversammlung der Bischöfe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx aus München, kündigte am Montag zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Ingolstadt Maßnahmen für mehr Transparenz und Kontrolle bei den Kirchenfinanzen an. Derweil forderte die katholische Laienbewegung Wir sind Kirche eine modernere Sprache in den Gottesdiensten.

Mehrere Finanzprobleme

Die Bischöfe tagen bis Donnerstag im zum Bistum Eichstätt zählenden Ingolstadt. Dem Bistum droht als Folge von Finanzspekulationen ein Verlust von 50 Millionen Euro.

Auch im Erzbistum Freiburg gab es finanzielles Fehlverhalten, das Erzbistum schaltete deshalb selbst die Staatsanwaltschaft ein. Zuletzt meldete zudem das Bistum Hamburg hohe Schulden, was dort zur Schließung von acht katholischen Schulen führen soll.

Laien kritisieren „verschlossenen Türen“

Neben den Finanzen stehen auch die Flüchtlingshilfe und Vorbereitungen für die Bischofssynode im Oktober in Rom auf der Tagesordnung der turnusmäßigen Vollversammlung der Bischöfe. Anlässlich des Treffens forderte die gegenüber der Amtskirche kritische Bewegung Wir sind Kirche Deutschland eine gemeinsame Synode für ganz Deutschland, bei der Frauen und Männer aus dem Kirchenvolk über die Zukunftsfragen der Kirche mitberaten und entscheiden sollten.

Die Bischofsversammlungen hinter verschlossenen Türen seien angesichts der „dramatischen innerkirchlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen“ nicht mehr zeitgemäß, erklärte die Gruppe. Renatue Luig aus dem Bundesteam von Wir sind Kirche forderte zudem im Südwestrundfunk eine modernere Sprache in den Gottesdiensten. „Viele Menschen verstehen ja gar nicht mehr, was dort gesagt wird“, sagte Luig. Ein Problem von Katholiken wie von Protestanten sei die veraltete Sprache. Es sei „ein wesentlicher Punkt“, dass die Menschen sich nicht angesprochen fühlten.

Kardinal Reinhard Marx

APA/AP/Gregorio Borgia

Kardinal Reinhard Marx

Weiterhin viele Kirchenaustritte

Luig zeigte sich dabei zutiefst besorgt über die ungebrochen große Zahl der Kirchenaustritte, die „einem schon den Schlaf rauben“ könnten.

Sie glaube nicht, dass die seit langem geforderten Reformen der Sexualmoral der katholischen Kirche wie etwa eine Abschaffung des Zölibats und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt junge Menschen wieder in die Kirche brächten. „Der Zug ist leider, fürchte ich, abgefahren“, sagte Luig. Statt über die Gottesdienste müsse Kirche Angebote im Lebensraum der Menschen machen.

Segnung homosexueller Paare „kein Thema“

Die zurzeit öffentlich diskutierte Freigabe von Segnungen für homosexuelle Paare in der katholischen Kirche ist nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz kein Thema bei ihrer noch bis Donnerstag laufenden Frühjahrs-Vollversammlung.

Stattdessen sei eine interne Kommission damit beauftragt worden, das Thema „vorzubereiten“, sagte Kardinal Marx. Details zum geplanten Vorgehen nannte er nicht. Er sehe aber keinen Zeitdruck.

Homosexuelle schreiben Brief an Kardinal

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte an Dienstag in Berlin anlässlich der Frühjahrsvollversammlung eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Man sei überzeugt davon, „dass auch diesen Paaren der Segen Gottes zugesprochen ist und sie um diesen Segen auch in entsprechenden Gottesdiensten der römisch-katholischen Kirche öffentlich bitten können sollten“.

In einem Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, habe der LSVD darum gebeten, bei der Vollversammlung entsprechende Schritte für solch eine Segnung in die Wege zu leiten, erklärte Bundesvorstand Henny Engels. „Dies wäre auch ein deutliches Signal in die kirchliche und nichtkirchliche Öffentlichkeit, dass eine Diskriminierung homosexueller Menschen, ihrer Partnerschaften und ihrer Familien für die römisch-katholische Kirche inakzeptabel ist.“

Kardinal Marx als Auslöser

Innerhalb der Bischofskonferenz wird eine Segnung homosexueller Paare sehr kontrovers diskutiert. Anlass der Diskussion war auch eine Wortmeldung von Marx selbst. Er hatte dem Radiosender B5 aktuell Anfang Februar auf eine Frage zur möglichen Segnung homosexueller Paare gesagt, es gebe keine generellen Lösungen.

Man müsse stattdessen dazu ermutigen, „dass die Priester und Seelsorger den Menschen in den konkreten Situationen auch einen Zuspruch geben“. Diese Äußerung war von vielen Seiten als erste Öffnung der deutschen katholischen Kirche in dieser Frage gedeutet worden, zumal DBK-Vize Franz-Josef Bode zuvor öffentlich eine Diskussion über das Thema gefordert hatte.

Bewegung bei konfessionsverschiedenen Paaren

Nun äußerte Marx, es gehe in der Frage „nicht um das Finden von Segnungsmöglichkeiten, sondern um die Begleitung von Homosexuellen, die Christen sein wollen, die für ihr Leben einen Zuspruch suchen“. Es könne keine Regeln geben wie bei der ehelichen Trauung.

Mehr Bewegung deutet sich bei der möglichen Zulassung konfessionsverschiedener Paare zum Abendmahl an. Man erwarte einen Vorschlag zweier Kommissionen für ein Papier, sagte Marx. „Ich hoffe, dass wir einen guten Schritt weiterkommen in dieser Frage.“

Warnung vor Machtstreben und Geltungssucht

Am Dienstagmorgen hielt Kardinal Rainer Maria Woelki die Predigt beim gemeinsamen Gottesdienst der in Ingolstadt versammelten Bischöfe. Der Kölner Erzbischof warnte dabei die katholische Kirche vor „Geltungssucht und Machtstreben“: Auch die Kirche könne Versuchungen erliegen und der Selbstsucht verfallen. Woelki: „Deshalb beginnt alle Erneuerung, die unseres persönlichen Lebens wie auch die der Kirche insgesamt, in der Bereitschaft zur Umkehr und der damit verbundenen erneuten Hinwendung zum Herrn und der Absage an die Versuchung, selbst zu Herren der Kirche zu werden.“

Vorbild und Bezugspunkt für den einzelnen Christen wie für die Kirche muss nach den Worten des Kardinals stets das Leben Jesu sein. Auch er habe bei der Begegnung mit dem Teufel den Versuchungen des Bösen widerstanden und auf materielle Befriedigung und weltliches Machtstreben verzichtet. „Nicht zuletzt deshalb laden uns ja diese Tage der österlichen Bußzeit dazu ein, wiederum erneut umzukehren zu Gott, um unser persönliches und auch unser kirchliches Leben allein in ihm zu verankern“, so der Kardinal.

religion.ORF.at/APA/AFP/dpa/KAP

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