Papst-Buch: Netz macht Jugendliche „flatterhaft“

Papst Franziskus warnt in seinem neuen Buch „Gott ist jung“ vor den Auswirkungen des Internets auf Jugendliche. „Das Netz lässt die Jugendlichen in der Luft hängen und macht sie daher extrem flatterhaft.“

„Das Internet gibt den Jugendlichen das Gefühl, Teil einer einzigen großen Gruppe zu sein“, zitierte die deutsche Zeitung „Augsburger Allgemeine“ (Montag-Ausgabe) aus dem Buch, das am Dienstag in zehn Sprachen erscheint. Doch das Problem des Internets sei die Virtualität.

„Die Jugendlichen von heute wachsen in einer entwurzelten Gesellschaft auf“, zitiert die Zeitung weiter unter Berufung auf einen Textauszug. Notwendig sei daher nach Worten des Papstes ein Brückenschlag zwischen den Generationen: „Ich denke, ein effizienter Weg, uns zu retten, ist das Gespräch, der Dialog zwischen den Jungen und den Alten: ein Brückenschlag zwischen der jungen und alten Generation.“

Treffen mit Jugendlichen in Rom

Gelegenheit zur Diskussion mit Jugendlichen hat der 81-Jährige Franziskus am Montag, wenn er im Vatikan ein Treffen von etwa 300 Jugendlichen aus fünf Kontinenten eröffnet. Die jungen Leute wollen bei der Vorsynode über die im Herbst geplante Bischofssynode zum Thema Jugend beraten.

Papst Franziskus bei einem Treffen mit Jugendlichen

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Papst Franziskus bei einem Treffen mit Jugendlichen zur Vorbereitung der Jugendsynode

Ihre Ideen sollen in einem Dokument für die Bischofssynode zusammengefasst werden. Die Versammlung aller Bischöfe der Welt im Oktober steht unter dem Motto „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“. Der Papst hatte dazu aufgerufen, dass sich alle Jugendlichen bei der Vorsynode auch online beteiligen können. Die Teilnehmer sind zwischen 16 und 29 Jahre alt.

Dem 81-Jährigen liegt seit Beginn seiner Amtszeit viel am Kontakt mit jungen Menschen. Die römisch-katholische Kirche in Europa leidet seit langem an Mitgliederschwund und ist für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv.

Gespräche mit Journalist Leoncini

Die deutschsprachige Übersetzung des neuen Papst-Buchs gibt der Freiburger Herder-Verlag heraus. Vorab wurden bereits einige Auszüge aus den Gesprächen Franziskus’ mit dem italienischen Journalisten und Autor Thomas Leoncini bekannt. Nach Verlagsangaben soll es in dem Buch um die „Wegwerfgesellschaft“ und die Flüchtlingsfrage genauso gehen wie um Klimaschutz, die atomare Bedrohung, Erziehung und Familie, Arbeit und Würde und natürlich Gebet und Glaube.

Ausdrücklich wendet sich der Papst in dem Buch gegen Ausbeutung und Geldgier und fordert bessere Lebens- und Arbeitsperspektiven für junge Menschen weltweit. „Wir dürfen nicht akzeptieren, dass die Arbeitgeber von den Jugendlichen verlangen, sich auf prekäre, wenn nicht gar unbezahlte Arbeitsverhältnisse einzulassen, wie es heute immer wieder geschieht“, mahnt er Papst. Jugendliche bräuchten Hilfe, um nicht auf der „Müllhalde der Gesellschaft“ zu enden.

Raffgier und Korruption als Gefahren

Um sich eine Zukunft aufzubauen und beispielsweise eine Familie zu gründen, brauche es finanzielle Unabhängigkeit, so der Papst weiter. Entscheidend sei dabei, nicht der Raffgier zu verfallen: „Manche Menschen leben, um Geld zu scheffeln. Sie glauben, sie müssten es scheffeln, um zu leben - als ob sich das Geld danach auch in Seelennahrung verwandeln würde“, kritisiert das Kirchenoberhaupt.

Als weitere große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bezeichnet der Papst die Korruption. Die Jugend dürfe sich niemals an korruptes Verhalten gewöhnen, so Franziskus. „Den Jungen ist schon so viel genommen worden, aber die Hoffnung wird bestehen, solange sie nicht korrupt werden.“

Kritik an Älteren, die „Teenager mimen“

Der Papst warnt aber auch vor einem überzogenen Jugendwahn in der Gesellschaft. Viel zu oft gebe es Erwachsene, die heute ihr Älterwerden verleugneten und „den Teenager mimen“, kritisiert Franziskus. „Man könnte meinen, wachsen, altern, reifer werden sei etwas Schlechtes, gleichbedeutend mit einem sinnlosen, unerfüllten Leben“, betont er weiter. „Heute muss offenbar alles geschminkt und übertüncht werden.“ Letztlich führe diese Haltung aber zu einer gefährlichen Entwurzelung.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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