Mord an Jüdin in Paris: Entsetzen auch in Deutschland

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat sich entsetzt über den mutmaßlich antisemitisch motivierten Mord an einer Französin geäußert. Sie verwies am Dienstag zudem auf Antisemitismus in Deutschland.

„Sollte sich das Motiv Antisemitismus erhärten, wäre das ein weiterer katastrophaler antisemitischer Exzess in Frankreich“, erklärte Knobloch am Dienstag. Es zeige sich, „wie tief und weit verbreitet der antisemitische Hass in unserem Nachbarland wütet“.

Knobloch kritisiert „Toleranz gegenüber Hass“

Solche Taten seien auch möglich, weil judenfeindliche Einstellungen vor allem in Teilen der muslimischen Bevölkerung „zu lange konsequent verharmlost oder gar verleugnet wurden“, kritisierte die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Morde und Terrorismus sind auch Folge einer leichtfertigen Politik der Beschwichtigungen und Beteuerungen, der Nachlässigkeit und der Toleranz gegenüber Intoleranz und Hass.“

Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch

Reuters/Arnd Wiegmann

Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

Erfahrungen in Deutschland „alarmierend“

Knobloch warnte zudem, die Entwicklung in Frankreich sei „ein Menetekel für unser Land“. Auch in Deutschland habe der „aggressive Antisemitismus von rechts, links und seitens hier lebender Muslime radikale Ausmaße“ angenommen. Das belegten nicht nur die jüngsten Berichte aus Berliner Schulen, sondern alarmierende Erfahrungen in allen jüdischen Gemeinden.

Die Politik in Deutschland müsse diese Vorzeichen aus Frankreich nicht nur sehr ernst nehmen, sondern „schnell und schlagkräftig alles daran setzen, diese bereits eingesetzte Entwicklung in unserem Land noch rechtzeitig zu stoppen“, forderte Knobloch. Ansonsten sehe sie die Zukunft jüdischen Lebens auch in Deutschland in echter Gefahr.

Jüdischer Weltkongress beklagt „barbarische Tat“

Zu Wort meldete sich auch der Jüdische Weltkongress (WJC) in New York. Er bezeichnete die Tat in einer Stellungnahme am Montag (Ortszeit) als „barbarisch“ und forderte von den französischen Behörden eine umfassende Aufklärung. „Der World Jewish Congress steht an der Seite der jüdischen Gemeinde Frankreichs“, sagte WJC-Präsident Robert Singer. Gemeinsam verurteile man „den schrecklichen Mord“.

Das Opfer, die Jüdin Mireille Knoll, war laut örtlichen Medienberichten am Freitag tot in ihrer Pariser Wohnung aufgefunden worden. Der Körper wies den Angaben zufolge mehrere Stichwunden auf. Am Dienstag seien zwei Verdächtige festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft gehe von einem antisemitischen Motiv aus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekräftigte unterdessen via Twitter, seine „absolute Entschlossenheit“, den Antisemitismus zu bekämpfen

religion.ORF.at/AFP/KAP

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