Caritas NÖ: Akuter Mangel an Pflegepersonal

Einen dringenden Personalmangel gibt es in der mobilen Pflege in Niederösterreich. Die Träger suchen derzeit 332 Mitarbeiter, die Caritas kann 80 Posten nicht besetzen.

Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, sagte bei einer Pressekonferenz am Montag, es werde „dringend“ Personal gesucht - konkret Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger, Heimhelfer und Pflegeassistenten. „Diese Entwicklung macht uns Sorgen“, meinte der Caritas-Direktor bei der Pressekonferenz in St. Pölten anlässlich „40 Jahre mobile Pflege in Niederösterreich“.

(V. l. n. r.:) Caritas-Präsident Michael Landau, Hannes Ziselsberger, Caritas Direktor der Diözese St. Pölten, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP)

Caritas/Franz Gleiss

(V. l. n. r.:) Caritas-Präsident Michael Landau, Hannes Ziselsberger, Caritas Direktor der Diözese St. Pölten, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP)

Erstmals Wartelisten für Patienten

„Erstmals“ habe es im Vormonat eine Warteliste für zu betreuende Personen gegeben, weil nicht genügend Personal zur Verfügung gestanden sei. Es müsse attraktiv sein, in der Pflege zu arbeiten, zudem brauche es ein attraktives Gehalt, so Ziselsberger. Auch das Hilfswerk hatte vor einigen Tagen in einer Aussendung auf einen Personalmangel in der mobilen Pflege aufmerksam gemacht.

Die Volkshilfe NÖ forderte am Montag, „MitarbeiterInnen der mobilen Pflege müssen dasselbe verdienen wie MitarbeiterInnen im stationären Bereich“, so der Präsident der Volkshilfe NÖ, Ewald Sacher.

Landau: Rasche Einigung nötig

Caritas-Präsident Michael Landau unterstützt die Abschaffung des Pflegeregresses, betonte aber, das Aus „darf nicht zum Rückschritt für die Betroffenen werden“. Er forderte eine rasche Einigung auf eine Finanzierung zwischen Bund und Ländern. Zudem könne die Abschaffung „eine umfassende Diskussion über die Pflegefinanzierung nicht ersetzen“.

Er forderte, den Pflegefonds in ein dauerhaftes, österreichweites System überzuführen, einheitliche Qualitätsstandards, eine Gegenfinanzierung zur Abschaffung des Regresses sowie eine nachhaltige, solidarische Form der Finanzierung.

Politik: Lösung bis Ende Juni

Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) sagte, im Zuge der Abschaffung des Pflegeregresses müsse man auch „über langfristige Modelle nachdenken“. Durch das Aus werden die Wartelisten länger, seien aber noch „überschaubar“. Das Aus sei „aktuell eine große Herausforderung“ und werde heuer 54 Millionen Euro an Mehrkosten für das Land verursachen - der zusätzliche Bedarf sei hier noch nicht eingerechnet.

Ein Auto  mit der Aufschrift: Mobile Pflege

APA/Helmut Fohringer

Die Caritas meldet einen akuten Mangel an Pflegepersonal

Die vom Bund angekündigten 100 Millionen Euro als Abgeltung für die Länder „reichen gar nicht“, betonte Teschl-Hofmeister. Die Zusatzkosten sollen bis Ende April mit dem Bund klargestellt werden, bis Ende Juni soll es eine gemeinsame Vorgehensweise geben.

Mobiler Pflegebedarf steigt

Das Land Niederösterreich verfolge bereits seit einiger Zeit den Ansatz „mobil vor stationär“, hielt Teschl-Hofmeister fest. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde der Bedarf an mobiler Pflege stark steigen. Bei den Pflegegeldbeziehern werde eine Zunahme von derzeit 90.000 auf 108.000 bis zum Jahr 2025 erwartet.

Die Zahl der Über-80-Jährigen werde sich laut Prognosen bis 2050 auf rund eine Million Menschen mehr als verdoppeln, informierte Landau. Die Personalknappheit in der mobilen Pflege „ist uns bewusst“, so Teschl-Hofmeister. Man sei derzeit in Gesprächen mit dem NÖGUS (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds).

Knapp 1.300 hauptamtliche Mitarbeiter

Die Caritas habe in den vergangenen 40 Jahren „Pionierarbeit in der mobilen Pflege geleistet“, sagte Landau. Im Vorjahr wurden fast 9.000 Menschen in Niederösterreich zuhause gepflegt bzw. betreut und knapp eine Million Einsatzstunden geleistet. Die Caritas beschäftigt in Niederösterreich knapp 1.300 hauptamtliche Mitarbeiter in der mobilen Pflege und verfügt über 57 Sozialstationen sowie sieben Regionalbüros. Angeboten werden Hauskrankenpflege, Heimhilfe, mobile Ergo- und Physiotherapie, Demenzberatung sowie Essen auf Rädern.

religion.ORF.at/APA

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