Kriegsspiel: ATIB zog „sofort Konsequenzen“

Der türkische Moscheeverein ATIB hat betont, man habe nach Bekanntwerden der Vorgänge in einer ATIB-Moschee in Wien-Brigittenau, bei denen Buben in Tarnanzügen eine Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg nachstellten, sofort Konsequenzen gezogen.

Die Veranstaltung sei „auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereines“ abgebrochen worden, hieß es am Dienstagnachmittag in einer Stellungnahme seitens der ATIB Union. Die am Dienstag bekannt gewordenen Fotos, die die Vorgänge zeigten, seien „in mehrfacher Hinsicht bedauerlich“, erklärte ATIB in der Aussendung.

Veranstaltung „sofort abgebrochen“

„Sie sind zunächst deshalb bedauerlich, weil die Presseberichte mit keinem Wort die harte Reaktion der ATIB Zentrale anlässlich des Vorfalles erwähnen. Die Veranstaltung wurde lange vor den Presseberichten seitens der ATIB Zentrale sofort nach Bekanntwerden noch vor ihrem Ende auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereines abgebrochen.“ Gleichzeitig sei „nach einer ausführlichen Untersuchung der dafür verantwortliche Obmann des Mitgliedsvereines zum Rücktritt veranlasst“ worden, hieß es.

ATIB-Kulturzentrum in Wien-Brigittenau

APA/Georg Hochmuth

ATIB-Kulturzentrum in Wien-Brigittenau: Die Stadt prüft die Vorgänge in einer Moschee des türkischen Vereins

„Bedauerlich“ seien die Fotos auch, weil es sich grundsätzlich um eine Veranstaltung handeln sollte, die „keineswegs dem türkischen Nationalismus und Militarismus“ dienen solle. „Ganz im Gegenteil: Die alljährliche Gedenkfeier zur Ehrung von mehr als 300.000 gefallenen Soldaten im Jahr 1915 wird in vielen Staaten gefeiert und soll ein Mahnmal an die kriegerischen Auseinandersetzungen darstellen und für Frieden zwischen den Nationen stehen.“

Verweis auf Gallipoli-Feiern

ATIB verweist darauf, dass auch in Australien und Neuseeland tausende Menschen alljährlich die Landung ihrer Truppen an der Küste von Gallipoli feiern würden. So sei mittlerweile der „Anzac Day“ insbesondere in Australien der wichtigste nationale Feiertag geworden.

Die Ausrichtung in einer Moschee und die Teilnahme von Kindern als Protagonisten habe die Veranstaltung aber „völlig zweckentfremdet“, so ATIB. Gerade aus diesem Grund habe der Vorsitzende der ATIB Union die Veranstaltung sofort untersagt und abbrechen lassen. Diese „Entgleisung“ sei nicht mit der Linie von ATIB in Einklang zu bringen.

Für „Toleranz und Respekt“

Die Union beweise seit mehr als 30 Jahren, dass der Verein „für Toleranz und gegenseitigen Respekt steht“ und „keinerlei Berührungspunkte zu religiösem Fanatismus oder radikalem Nationalismus“ habe.

Die Wiener SPÖ wies unterdessen zuvor geäußerte Kritik von ÖVP-Kanzleramtsminister Gernot Blümel zurück, der der Stadt Untätigkeit vorgeworfen hatte. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien habe sich zuletzt im März an das ÖVP-geführte Kultusamt gewandt, erklärte SPÖ-Gemeinderätin Tanja Wehsely in einer Aussendung.

Stadt Wien: Schritte eingeleitet

„Leider hat die Bundesbehörde bis heute keinerlei Schritte gesetzt, um für Aufklärung zu sorgen.“ Tatsächlich habe die Stadt schon bei Bekanntwerden der Vorfälle erste Schritte eingeleitet und die zuständigen Behörden informiert. Nun sei der Bund am Zug.

„Entsetzt“ von den Vorgängen in der Moschee zeigte sich der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. „Es ist nun dringendst an der Zeit, dass in Österreich lebende Kinder vor solchen Einfluss, ultranationaler Türken und dem immer bedrohlicher werdenden politischen Islam geschützt werden“, sagte er.

Grüne: „Geht gar nicht“

Kein Verständnis zeigten am Dienstagnachmittag auch der Klubobmann der Grünen Wien, David Ellensohn sowie die Wiener Grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi: „Kinder in Militäruniformen geht gar nicht. Kinder und vor allem Erwachsene sollen lernen, Frieden zu schaffen, und nicht, Krieg zu führen“, so Ellensohn. Wie auch Wehsely sieht El-Nagashi das für die Kontrolle von Moscheen zuständige Kultusamt im Bundeskanzleramt gefordert, „hier endlich tätig zu werden“.

religion.ORF.at/APA

Links: