Brotscheiben

CC by "Stadt Braut"

Backen im Container

Es ist die erste und einzige Backstube, die es im rumänischen Ziegental gibt – und es ist keine gewöhnliche Backstube. In einem Container backen zwei Roma-Frauen Tag für Tag Brot für ein ganzes Dorf, für eine ganze Region sogar.

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ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, Fronleichnam, 19.6.2014, 19.52 Uhr, ORF 2

Täglich Brot zu haben ist hier keine Selbstverständlichkeit. Dass Frauen hier Geld verdienen können, auch nicht. Die Roma in der Region leben in Hütten, in denen es weder Strom noch Wasser gibt. Selbst ein Tisch in einer Hütte ist eine Seltenheit.

Pater Georg Sporschill hat gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Ruth Zenkert das Hilfsprojekt „Elijah“ ins Leben gerufen. Benannt nach dem Propheten, dessen Engagement für die Armen richtungsweisend ist. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet das Motto, denn die beiden wollen keine Almosen verteilen, sondern durch Arbeit das Selbstwertgefühl der Menschen stärken und sie zum eigenen Tun ermutigen.

Mit Erfolg, wie man am Beispiel „Ziegental“ sehen kann. „Hier in Ziegental gibt es so eine Art Brotvermehrung“, beschreibt der Jesuit Georg Sporschill die Aufbruchsstimmung im Dorf. „Die Menschen spüren, dass sich etwas bewegt. Wenn Menschen sich angenommen fühlen, beginnen sie selbst, ihr Leben in die Hand zu nehmen“, erzählt der umtriebige Kirchenmann. Zichindeal, wie das abgelegene Dorf Ziegental in Rumänien heißt, wurde vor rund 800 Jahren von Sachsen aufgebaut. Im 16. Jahrhundert wurde das Dorf zerstört, später von Rumänen besiedelt.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Rumänen das Dorf verlassen, weil es außer der Landwirtschaft keine Arbeit gibt. Geblieben ist die Roma-Bevölkerung, die neben der unendlichen Armut, in der sie lebt, vor allem von großer Lethargie und Motivationslosigkeit gezeichnet war. Heute scheint sich in Ziegental tatsächlich viel verändert zu haben. Ein Sozialzentrum wurde aufgebaut, die Kinder können zur Schule gehen, es wird wieder musiziert, Kreativwerkstätten wurden eingerichetet. Die Menschen scheinen wieder Vertrauen ins Leben und in ihre eigenen Fähigkeiten, Dinge anzupacken gefunden zu haben – und Sinn im Leben und Arbeiten zu sehen.

Für die beiden Bäckerinnen, die im Container von Pater Georg Sporschill täglich an die 200 Brotwecken für die Region backen, hat sich freilich auch vieles verändert: Sie haben ein eigenes Einkommen und sind deshalb nicht mehr von ihren Männern abhängig. „Das macht sie selbstbewusst und zu Vorbildern“, erzählt Georg Sporschill. Ganz ohne Konflikte ist das natürlich nicht gegangen. Dass gängige Rollenbilder ins Wanken geraten sind, war manchem auch ein Dorn im Auge.

Aber: „Die meisten Leute im Dorf beneiden mich “, sagt Ana Barbu nicht ohne Stolz. Sie ist Mutter von vier Mädchen und hat selbst nie eine Schule besucht. Umso wichtiger ist ihr eine gute Ausbildung für ihre Töchter, damit auch sie sich ihr tägliches Brot einmal selbst verdienen können.

Ein Film von Maria Magdalena Koller
Redaktion: Barbara Krenn